Sonntag in einer afrikanischen Großstadt ist nicht gerade lustig, lieber einen Ausflug in die nähere Umgebung machen. Mit dem Ehepaar Gloor, das mit uns nach Ägypten aufgebrochen war und die ich hier in Addis wieder traf, fuhr ich Richtung Süden nach Tiya. Warum nicht gleich mit einem UNESO Kulturerbe beginnen?
Wunderbare gemeißelte Stelen (Grabsteine) aus einer uralten äthiopischen Kultur konnten wir entdecken.
Grabstele von einer FrauGrabstele von einem Mann
Dann ging es zurück zur Adadi Mariam, einer Felskirchen aus dem 12. Jahrhundert, die von der Erdoberfläche nach unten ausgehoben wurde. Wenn das Kreuz nicht den Mittelpunkt zeigen würde, würde man nicht sehen, dass hier eine Kirche steht. Über Treppen muss man heruntersteigen, um in die Kirche zu gelangen.
Auf der Heimfahrt begegneten uns sehr schwer beladene Esel.
Wenn ich schon in Addis Abeba bin, dann muss ich unbedingt in das National Museum gehen und „Lucy“ guten Tag sagen, Lucy, die missing link zwischen affenartigen und Homos, hier in Äthiopien in den 70-er Jahre entdeckt und genannt Lucy, weil die Anthropologen in dieser Zeit den Beatles Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ liebten. Die Ausstellung ist gut gestaltet. Zuerst können die Knochenfundstücke bewundert werden,
dann in einer anderen Vitrine das Modell
und zu guter letzt „Lucy“ wie sie gelebt hat.
Aber es interessiert mich auch das neue Addis Abeba. So erkundete ich eine Mall und war überrascht, dass Kindergartenkinder auch einen Ausflug dorthin hatten, denn sie besuchten die Spielhölle so wie ich.
Wieder einmal flippern! Und das mit AcDc Outfit! Hat mich gerade ein paar Jahre jünger gemacht.
Kaum zu glauben, gestern dauerte die Verlängerung des Autos bis November nur 1 1/2 h! Mehr nicht!
Meine Vorbereitung Arztzeugnis für Fahruntüchtig von Niggi, die Einwilligung der Verlängerung von Mercedes und die Erinnerung der Zollbeamtin, dass Niggi mein Mann ist (hatte keine Heiratsurkunde dabei) und seine Einwilligung, dass ich Autofahren darf, all das half, dass wir (der Fixer und ich) in so kurzer Zeit wieder draußen standen. Wenn ich pessimistisch bin, war es zu schnell und die böse Überraschung kommt immer November. Aber ich bin optimistisch und Äthiopien zeigt seine funktionstüchtigen Beamtinnen und Beamten.
Zu Mittag gab es Injera (Sauerteig-Fladenbrot aus Treff) mit Wot (Soße) und Lamm (keine Fastenzeit), nur mittel scharf, d.h. Nase lief, aber keine Schweissbildung auf Oberlippe oder Stirne.
Danach Kaffee und
Hmm. Da ich frei bin, habe ich mir das Museum vom roten Terror angesehen. Ein wichtiges Zeugnis, wie Politik Menschen zerstören können.
Fliegen heißt für mich in letzter Zeit „joggen“, sehen wie gut ich noch im sprinten bin. Früh genug war ich am Flughafen, kein Anstehen beim Einchecken, kein Anstehen bei der Gepäckkontrolle, einfach relaxed abreisen! Nur hatte der Abflug von Zürich 40 Minuten Verspätung, so dass ich zum Umsteigen in Wien genau 30 Minuten hatte, wobei das Abflug Gate nach Addis mit einem Shuttlebus zu erreichen war, der nur alle 10 Minuten fährt. Von 7 Personen, die von Zürich nach Addis wollten, haben es 3 Personen zum Flugzeug geschafft und ich war eine davon!
Der Flug war angenehm, hatte ich drei Sitze zur Verfügung und konnte so richtig gehend schlafen. Welcher Luxus!
So würde ich heute morgen empfangen
Als erstes war duschen angesagt, dann mit dem Taxi in die Mercedes Garage. Unser WoMo machte einen Sprung als er mich sah. Oder war das eine Einbildung? Oder war ich es?
Schnell packte ich unsere restlichen Kleider in den Koffer, begrüßte Herrn Gautschi und dann ging es schon zurück ins Hotel, ein Mittagsschläfchen war angesagt.
Blick aus meinem Hotelzimmer
Am Nachmittag ging es zu unsere „Fixer“, zu Mo und Mr Khaled. Wir besprachen das weitere Vorgehen. Morgen heißt es, die Bürokratie, den Zoll zu überzeugen und deren Genehmigung zu erreichen, dass wir unser Auto erst im November wieder fahren werden.
Nun sitze ich im Zug nach Zürich und heute Abend geht mein Flieger nach Addis. So viel ist seit unserer Ankunft in die Schweiz am 14.04. passiert und immer wieder wurden Vorankündigungen revidiert, so dass ich manchmal nicht mehr wusste, was gilt jetzt.
Als wir am Sonntag in Zürich landeten, holte uns Florian vom Flughafen ab und wir fuhren nach Sarnen, wo Otto uns wieder anerbot, bei ihm wohnen zu können. Niggi duschte sich und fuhr dann sofort ins Kantonsspital Luzern. Dort untersuchten sie ihn und behielten ihn gleich im Spital. Seitdem leben wir getrennt, er im Spital im 12. Stock und ich in Sarnen im Unterparterre.
Die Diagnose war schnell gestellt, bakterielle Infektion der Bandscheibe zwischen den letzten beiden Lendenwirbeln. In der 1. Woche hiess es warten, ob sich die Bakterien auch außerhalb Niggi’s Körper vermehrten. Nach Lehrplan teilen sich Bakterien am idealen Ort mit idealen Bedingungen alle 20 Minuten. Das wären nach 2 Tagen so ungefähr 2.23 x 10 hoch 43. Das wäre genug, um das spezifische Antibiotikum oder Antibiotikumcocktail zu bestimmen, das diese Bakterien killen könnte. Aber die Bakterien wollten nicht.
So kam die 2. Woche und Niggi bekam die höchstwahrscheinlich wirkenden Antibiotika, nur leider fanden die Bakterien dies nicht furchterregend und vermehrten sich fleißig weiter.
Am Freitag, den 10.05., wurde Niggi operiert. Die Bandscheibe, der Nährboden der Bakterien, wurde entfernt und beide Lendenwirbel wurden mit zwei Spangen fixiert. Nun heißt es wieder warten, ob die wenigen übrig gebliebenen Bakterien vom Antibiotikum gekillt werden können.
Mit Bier aus Kamerun geht die Heilung viel schneller
Warum fliege ich dann nach Addis Abeba?
Als wir Abschied von unserem Wohnmobil nahmen, dachten wir, in einem Monat ist Niggi gesund und wir können weiterreisen. Mit Hilfe von sehr lieben Menschen konnten wir den äthiopischen Zoll überzeugen, dass wir nach einem Monat zurück seien. Was sollen wir jetzt tun? Niggi krank, das Auto in Addis, soll ich es nach Alexandria fahren, wobei ich den instabilen Sudan durchqueren müsste, allein und noch dazu als Frau? Oder sollte ich im Konvoi nach Kenia, Mombasa fahren? Beide Varianten wurden von uns verworfen, weil ich als Frau alleine in männlich orientierten Länder fahren müsste. Ausserdem gibt es einfach immer mehr Waffen. Schnell ist man zur falschen Zeit am falschen Ort.
Nun fliege ich nach Addis und versuche den Zoll zu überzeugen, dass wir erst in November weiterreisen wollen.
Über das Abenteuer werde ich die nächsten Tage berichten. Bin gespannt, wie schnell ich die Papiere mit Stempel bekommen kann.