30.10.2019, Kenia, Marsabit

Gestern sind wir von Moyale (Grenzort) kommend nach Kenia eingereist. 3 Wochen, von 8.10. bis 29.10 waren wir in Äthiopien. Das Land ist riesengross und noch nicht alles haben wir gesehen, vor allem der Osten kann von uns noch entdeckt werden. Aber das ein anderes Mal.

Die Zollformalitäten begannen sehr gut, schnell war der Stempel im Pass für die Ausreise. Nun hieß es in den 1. Stock zum Autoausreisezoll zu gehen und hier begann die Problematik. Wir mussten 3 1/2 Stunden warten, weil wir keine amharrische Schrift lesen können. Ja, wir haben alles richtig gemacht, um unser Auto so lange Zeit in Äthiopien stehen lassen zu können, die Zollformalitäten waren o.k., nur … ja nur auf den wichtigen Schreiben und auf den versiegelten Briefkuvert stand auf amharrisch: an den Zoll von Metmeta (unser Einreisegrenzort von Sudan kommend). Jetzt fand die Ausreise in Moyale statt und die Zollbeamten meinten, sie sind nicht zuständig. Wir dagegen meinten, 1. Ist das nicht unser Fehler, sondern vom Hauptzoll in Addis, denn auf unseren Einreisepapieren steht Moyale, 2. können wir keine äthiopische Schrift lesen, 3. fahren wir nicht fast 2000 km nach Metmeta und 4. sind wir schon ausgereist und können gar nicht mehr nach Äthiopien, wir sind im Transit. Eine telefonische Rücksprache mit Addis konnten die Beamten leider nicht vornehmen, weil die Telefonnummer auf dem so wichtigen Schreiben nicht mehr richtig war.

Eine Entscheidung zu treffen ist nicht einfach und braucht seine Zeit, eben 3 1/2 Stunden. Kurz vor dem Mittagessen bekamen wir die Ausreisestempeln und so gelangten wir nach Kenia, in deren Mittagspause. Die kenianischen Zollbeamte waren sehr nett und wir hätten auch sehr schnell einreisen können, wären da nicht Computerprobleme gewesen. Aber auch das war nach 3 Stunden gelöst und wir waren in Kenia.

So sieht die Straße von der Grenze nach Marsabit aus! Super! Kein Loch! Keine Tiere, keine Menschen auf der Straße. Keine Ben Hures, die Wagenrennen veranstalten.

Der Abend zeigte es aber doch, dass wir in Afrika sind. Große Käfer umschwirrten die Badezimmerlampe und stürzten ab und zu auf mich und riesige Heuschrecken besuchten uns.

Schon auf der Fahrt zur Grenze „wuchsen“ die Termitenhügel rechts und links der Straße entlang, einer größer als der andere.

Auch wechselte der Baustil schon im Süden von Äthiopien, verzierte Rundhütten, die mit Akaziendornengestrüpp gesichert werden.

Am Ende unserer Äthopienreise genossen wir noch einmal in einem sehr guten Restaurant Injera, das Nationalgericht.

Wir hätten auch selber kochen können. Selbst frische Milch hätten wir kaufen können, aufbewahrt in den gelben Kanister. Niggi meinte, er nimmt nur uperisierte Milch in sein Müsli.

Nun freuen wir uns auf Kenia, mit seinen wilden Tieren. Vor der Grenze sahen wir das 1. Zebra!

Es ist gerade die kleine Regenzeit und am Nachmittag regnet es kurz. So ist die Wüste in Nordkenia grün und es blüht.

24.10.2019, abends

Heute haben wir einen enormen Weg hinter uns. Sage und schreibe 20 km! Wie gestern mussten wir einen Ruhetag einlegen. Die Straßen sind blockiert wegen inneren Unruhen. So übernachten wir luxeriös in Sabana Beach Resort am Langano See. Gestern nahm uns der Abaiya-Shala-Nationalpark auf. Die jungen Oromo, in deren Gebiet wir sind, sind aufgebracht und nervös, weil ihnen die politische Entwicklung nicht gefällt.

So genießen wir die erzwungene Ruhepause und arbeiten an unseren Projekten wie Add Blue ein- und ausschalten, Motorsteuerungfehler löschen, WordPress schreiben und vor allem ein neues Moskitonetz schneidern. Wir hoffen, dass wir morgen früh mehr Glück haben mit dem Weiterkommen.

24.10.2019, Abiyata-Shala-Nationalpark (Südäthiopien)

Die moderne Technik ist wunderbar! Mit Freunden und unserer Familie sind wir in Kontakt, vorausgesetzt wir haben Internet.

Unserer Sohn berichtete, dass er und seine Freundin Besuch im Lissaboner Hotelzimmer hatte: 1 Maus. Auch wir hatten Besuch! Tausende Mücken suchten in unserem Auto ein Nachtplatz. Wir wollten eigentlich alleine an den heissen Quellen am Shala-See schlafen, unser Scout hatte sich ein Übernachtungsplätzchen gesucht. Dank Gift sanken die Mücken herab. Am nächsten Morgen mussten wir die Leichen wegputzen.

Hot spring

Nach den Semien Mountains Nationalpark fuhren wir hier ins Rift Valley. Zuerst musste natürlich erst das Auto mal wieder gewaschen werden, nach afrikanischer Art, erst unten, dann oben.

Es ist Erntezeit. Hirse, Mais und andere Getreidearten sind reif.

Zum Schutz vor plötzlichen fremden Abladen von Bier kann das Heraufklettern erschwert werden.

Sehr viele Pflanzen blühen und Niggi muss anhalten, damit ich dies fotografieren kann. Einer meiner Lieblingsbäume, der Tulpenbaum

Mimosen Baum

die zarten Blüten der Distel

und die 4. Art von Aloe, die wir bis jetzt gesehen haben.

Auf den Weg hierher mussten wir den Canyon zum Blauen Nil überwinden, zuerst 1000 m herunter, über die Brücke und dann wieder 1000 m hinauf.

Nicht alle schafften die Serpentinen und die schlechte, löchrige Straße.

So kamen wir nach Addis zum Langano See, um zu übernachten. Heilige Ibise begrüßten uns und zum ersten Mal sahen wir die in tropischen Gewässern allgegenwärtige Wasserhyazinthe, für Schiffer eine unangenehme, für Botaniker eine interessante Pflanze, hat sie doch Luftkammer in ihren schwimmenden Blätter.

Unter riesige Ficusbäume campierten wir.

Die Abendstimmung war wundervoll.

Am Morgen erwärmten wir uns wie die Pelikane in der aufgehenden Sonne.

Hamercok, Marabus und Geier suchen ihr Frühstück.

So kamen wir zum Abiyata-Shala-Nationalpark, der berühmt ist für seinen Reichtum an Flamingos. Am Haupteingang begrüßten uns Strauße, Grand Gazellen und Beeeaters.

Und so kam es, dass wir bei den Hot Springs am Shala See übernachteten und von Moskitos heimgesucht wurden. Aber eigentlich nur ein kleiner Wermutstropfen zu der Abendstimmung mit Flamingos!

18.10.2019, Semien Mountains Nationalpark

3 1/2 Tage waren wir trecken im Nationalpark auf 3000 bis 40000 m Höhe, weg von der Zivilisation, aber zum Glück hatten wir unsere Luxuskarosse dabei, so dass uns an nichts fehlte. Selbst auf das tägliche Feierabendbier mussten wir nicht verzichten. Paar Mal am Tag stieß Niggi seufzend aus, Gott sei Dank haben wir unser Auto dabei. Das startete bei dem täglichen Gang zur Toilette. Da es Hochsaison im Nationalpark ist, sehen die Plumskloos dementsprechend aus, da sich das Nationalparkmenagement sich nicht verpflichtet fühlt in den Camps für funktionierende Plumstoiletten zu sorgen. Es war so grauenhaft, dass selbst Niggi wie die vielen Touristen sich in die Büsche verschlug. Ich war um die in unserem Auto heilfroh.

Am Morgen konnten wir in der Wärme frühstücken, denn draußen war 5° kalt und wir mussten nicht wie die anderen aus den feuchten Schlafsack kriechen und sich in der Sonne aufwärmen. Am Morgen schien jeden Tag die Sonne, aber wie es in den Bergen so an sich ist, wechselte das Wetter am Mittag, Wolken umhüllten die Berge und am Nachmittag regnete es. Wir ruhten uns dann von unserer anstrengenden Wanderung aus, genossen eine Tasse heißen Tee, und Niggi seufzte wieder einmal. Am Abend kochten wir etwas feines, es gab sogar einmal Gschwellti mit Chäs oder Rösti mit Spiegelei, und dann schlüpften wir unter unsere wohlig warme Bettdecke. Das letzte was Niggi sagte, Gott sei Dank …..

Die Fauna in den Semien Mountains ist einfach fantastisch. Als erstes entdeckten wir einen Buschbock, eine Antilopenart, die sehr scheu ist.

Immer wieder stießen wir auf große Truppen von zahlreichen Dscheladas (Blutbrustpaviane), die ab 2500 m Höhe leben und sich von Gräser, Kräutern und Samen ernähren. Es war wirklich ein Erlebnis, ganz nahe an die Tiere sich heranzuschleichen, um sie zu beobachten, denn diese sind gar nicht scheu und sehr friedlich.

Am letzten Tag erklommen wir den Berg Ras Bhawit,

den 2. höchsten Berg von Äthiopien nach Ras Dashen (4554 m), der auch im südlichsten Teil im Nationalpark liegt.

Aber was konnten wir sehen, als wir keuchend langsam bergaufwärts wanderten? Den Äthiopischen Steinbock, der so bejagt wurde, dass er nur noch in den Semien Mountains vorkommt. Die Anzahl von Steinböcken konnte sich ein wenig erholen, da die natürlichen Feinde wie Leopard und Hyänen noch seltener sind.

Ich bin der Chef
Sie riecht fein

Sie gehört zu mir

Leider hatten wir kein Glück den Äthiopischen Wolf zu sichtigen. Diese Raubtiere, die sich von Wühlmäuse ernähren, sind so bejagt worden, dass ihre Population sehr klein ist. (Welche Wolfpopulation nicht?)

Dafür konnten wir weiß-Nacken Raben fotografieren, den einzigen Raben im südlichen Afrika

oder die Speckled Pigeon (Taube)

oder sehr scheue schwarze Vögel, die sich an den Lobelienblüten sich vergnügten.

Einfacher zu fotografieren waren die Pflanzen, wie die Giant Lobelia,

die in dieser Höhe als Schopfbäume vorkommen, wenn man bedenkt, dass sie zu den Glockenblumengewächse gehören. Sie blühen nur einmal und dann gehen sie ein.

Die Menschen schneiden im Innern Blätter ab, um sie an die Schafe zu verfüttern.

Wunderschön waren die verschiedenen Aloearten.

Riesige Erikacee zeigten uns wie niedlich unser Erikakraut ist.

Am mystischsten fanden wir die von Bartflechten voll behangenen Bäume,

ein Zeichen für hohe Luftfeuchtigkeit.

auf 4070 m Höhe

Auch andere Flechtenarten fühlen sich bei dieser feuchten, reinen Luft wohl.

Wasser gibt es zu genüge. Wasserfälle stürzen sich 500 m herab.

Aber am meisten bewunderten wir die grandiose Landschaft.

Werden wir einmal diesen Park unseren Enkelkinder zeigen können? Werden sie auch einmal die Fauna der Semien Mountains entdecken können? Wir glauben nicht sehr daran. Aufgrund der menschlichen Besiedelung, die weit in den Park hereinreicht und die Nutzung des Bodens für Agrikultur, wird der natürliche Lebensraum für Tiere und Pflanzen zerstört. Wird ein Dorf aufgehoben, so entstehen 2 neue. Die Bevölkerung explodiert!

Jetzt sind wir auf den Weg nach Gonder. Der Wagen muss geputzt werden, dann geht es nach Addis und Richtung Kenia.

13.10.2019, Wieder in Äthiopien

Fast ein halbes Jahr waren wir in der Schweiz, so lange hat es gedauert bis Niggi sich soweit erholt hat, dass wir ohne Angst ein weiteres Abenteuer starten können. Der Abschied viel uns schwer, hatten wir in der Alters-WG uns so wohl gefühlt, hatten wir so viele schöne Kontakte mit Freunden und auch unsere Familie war uns wieder näher gekommen. Was wird auf uns zukommen? Ist das Auto noch in Addis? In welchem Zustand?

Flughafen ZH

Am Dienstag Morgen, den 8.10. landeten wir in Addis Abeba und Afrika empfing uns. Es begann, dass der Taxifahrer mehr für die Fahrt ins Hotel verlangte, als es üblich ist. Natürlich wusste ich den Preis, so dass er notgedrungen einschlug. Das Hotel wusste er nicht, obwohl er 2 Minuten vorher ganz fest versicherte, dass er den Weg wüsste. Ich versicherte ihm, dass ich ihn leiten kann. In der Nähe des Hotels musste er aber fragen, in welcher Seitengasse es liegt. Beim Bezahlen meinte er, er müsse mehr Geld bekommen, hätte er doch das Hotel gefunden. Bei soviel Logik konnte ich nur noch ja sagen und ihm ein Trinkgeld geben.

Nach einer Dusche ging es zur Mercedes Vertretung, um die grosse Überraschung zu erleben. Unser Auto war noch da, keine kleinen und große Besucher hatten unser Auto heimgesucht. Schnell die Batterie angeschlossen und schon summte der Motor. Was für ein Wohlklang. Ein riesengroßer Stein viel uns vom Herzen. Eine Carwäsche und unser Auto sah wie neu aus.

In den nächsten 3 Tagen stauten wir in Addis von Ost nach West, von Süd nach Nord und umgekehrt. Wir brauchten noch eine Autoversicherung für die nächsten Länder, die wir besuchen wollen, wir mussten ein VISA für Kenia besorgen (das enorm schnell, unbürokratisch und sehr freundlich ausgestellt wurde) und eine SIM-Karte, damit wir wieder online sind. Natürlich mussten wir uns von allen verabschieden und uns bedanken, die uns geholfen haben. Ohne ihre Hilfe hätten wir es nicht geschafft.

Todmüde gingen wir nach einem Bier zu Bett.

Wir wollen zum Semien Gebirge und dort ein paar Tage Treccken. Auf den Weg dorthin nimmt uns die äthiopische Landschaft gefangen.

Neben der Landschaft bewundern wir die riesigen Euphorbien, die gerade blühen und die Aloe.

Als wir die ersten Dschelladas (Rotbrustpaviane) am Straßenrand entdecken, bin ich so aufgeregt, dass ich nur 1 Foto etwas wird, das ich euch zeigen kann. Alle anderen sind verwackelt oder unscharf oder man sieht gerade noch ein Tier, das wegspringt.

Die Dornen von den Dornakazien erinnerten uns an die Reifenpannen unserer 1.Afrikatour 1980. Wie haben wir diese Bäume verflucht!

Auf den Feldern ist bald die Hirse reif.

Auf unserem Speiseplan steht Mittags und Abends Avocado und Papaya. Hmm, reif geerntet schmecken sie sehr fein. Gestern war Sonntag, so dass viele Äthiopier frei hatten oder die Zeit genutzt haben, ihre TukTuk zu waschen. Ein paar Kamikazefahrer weniger auf der Straße!

Halten wir irgendwo an, so sind wir nicht allein. Sofort kommen Äthiopier, um uns zu begrüßen und vor allem unser Auto zu bewundern. Auch interessiert es sie, was wir essen, wie wir leben und so beobachten Sie uns, bis wir bye bye sagen.