20.09.2021, Spitzkoppe

Ja, wir sind wieder in Namibia und besuchen das Damaraland, wo die Spitzkoppe liegt, ungefähr 200 km nordwestlich von Windhoek. Lange ist es her, dass ich geschrieben habe und ein schlechtes Gewissen plagte mich schon, aber in Südafrika waren wir fast zwei Wochen in Nationalparks und dann kam die Grenzüberschreitung mit neuen Problemen. Aber langsam! der Reihe nach.

Unsere Reise in Südafrika

Nach der wunderbaren Zeit im Namaqualand im Norden von Südafrika bei den „wild flowers“ wollten wir noch die beiden Nationalparks Augrabies Falls NP und Kgalagadi Transfrontier NP besuchen. Natürlich um neue Landschaften zu entdecken, wilde Tiere zu beobachten und Einsamkeit zu geniessen. Und vor allem die „wild card“, die Jahreskarte für alle NP von Südafrika, auszunutzen! Heisst es doch „Return of Investment“.

Ganz ein kleiner Oranje River, der sich herabstürzt
Die Schlucht ist fast leer, kein tobendes Wasser. Im südafrikanischem Sommer kann sie voll sein.

Es hatte nur wenig Wasser im Oranje River, so dass der Wasserfall nur dürftig aussah. Aber wir sahen Fotos von diesem Januar, wo riesige Wassermassen die Schlucht herabstürzten und wir erinnerten uns, dass wir zur selben Zeit am Oranje River auf der Namibischen Seite waren und das Steigen des Flusses miterlebt hatten.

Eigentlich wollten wir zu gerne den fünf tägigen Nossob 4×4 Trail im Kgalagadi Transfrontier NP fahren, der nur in Konvoi mit Führer erlaubt ist, aber dieser war schon seit über einem Jahr ausgebucht. Die Monate Juli, August und September, im Winter von Südafrika, sind die wichtigsten Monate für den NP, denn dann ist kalt, die Nächte „saukalt“. Schon im Oktober verwandelt sich der NP in einen Backofen und von gemütlichen Tierbeobachtungen kann nicht mehr die Rede sein. So waren wir glücklich fünf Nächte hintereinander in zwei Camps buchen zu können. Die Camps waren voll von südafrikanischen 4×4 Autos mit Anhänger. Das zu unserer Suche von Einsamkeit.

Ein Löwe lässt uns und die vielen anderen Touristen stoppen. Wer bekommt den besten Platz?

Es war trotzdem ein Highlight! Schon allein meine Vogelliste erhöhte sich um 15 neu bestimmten Vögel, so dass mir nur noch fünf ! fehlen, damit ich jubeln kann, dass ich die Grenze 200 erreicht habe. Vor allem, dass wir eine Verreux‘s (Giant) Eagle-Owl (Blassuhu) fotografieren konnten, und dass diese riesige Eule am nächsten frühen Morgen nochmals Modell saß auf unserem Grill, war schon toll.

Immer wieder musste Niggi anhalten, damit ich Vögel bestimmen konnte.

Southern Pale Chanting Goshawk (Weissbürzel-Singhabicht)
Einer meiner 195 Lieblingsvögel: Lilac-breasted Roller (Gabelracke)
Immer wieder tauchte ein Black-shouldered Kite (Gleitaar) auf, aber war dann auch schon zu weit weg, um sich mit meiner kleinen Kamera zu erhaschen. Dieser hatte Mitleid mit mir!
Secretarybird (Sekretär), unverwechselbar: der einzige Greifvogel mit so langen Beinen
Auch er muss trinken
Kori Bustard (Riesentrappe)
Hatte ihn schon vermisst: Southern Yellow-billed Hornbill (Südlicher Gelbschnabeltoko)
Crimson-breasted Shrike (Rotbauchwürger), der sehr einfach zum Bestimmen war, leuchted seine Brust von weitem.

Wir haben noch nie so viele Oryxe und Strausse wie in diesem NP bewundern können.

Wie immer gab es auch Springböcke und Gnus.

Dass wir Kuhantilopen sahen, die sehr scheu sind, war ein Stopp wert.

Natürlich wissen wir, dass diese Tiere Nahrung für den „König der Tiere“ sind. Und da war er! Mit Familie!

Junges Männchen

Nicht nur wir waren begeistert von diesen majestätischen Tieren.

Einmalig ist es, wenn “neue” Tiere entdeckt und beobachtet werden können.

Ginsterkatze, die nachtaktiv ist

Nicht immer sind wir es, die die Tiere suchen. Manchmal bekommen wir Besuch wie hier von einer riesigen, uralten Schildkröte.

Nach diesen super schönen Tagen hieß es arbeiten. PCR-Test machen, Auto vom Kalahari-Sand befreien, einkaufen und noch vieles mehr. Auch dieses Mal war ich froh, negativ getestet worden zu sein, um zur Grenze fahren zu können. Die Ausreise dauerte nur 10 Minuten, dafür war die Einreise ein wenig schwieriger, weil die Zöllnerin noch niemals in ihrem Berufsleben ein “Carnet de Passage” gesehen hätte. Sie glaubte den Erklärungen von Niggi nicht, wie sie die Papiere abstempeln muss. Erst nach einigen Rückfragen bei ihren Kollegen sah sie ein, dass Niggi ihr alles richtig erklärt hat.

Dann kam die Immigration. Dort war wieder eine Frau am Schalter, die auch etwas dagegen hatte, uns ein Visa auszuhändigen. Sie meinte, sie könne großzügiger Weise uns für 7 Tage ein Einreisevisa geben. In Windhoek müssten wir im Ministerium für “Home affairs” für eine Visaverlängerung anfragen. So stempelte sie ein Kurzzeitvisa von 6 Tagen in unsere Pässe.

Warum haben wir immer mit Frauen an Schaltern Probleme? Wir schließen schon Wetten ab, wie zügig es voran geht.

Darum waren die nächsten Tage belegt mit Suchen des Ministeriums in Windhoek (ist im Bau), der Ausweichstelle (Container, diese Büros sind nicht für Visa zuständig) und dem Auffinden des richtigen Büros. Und wieder einmal wurden wir angenehm überrascht. Mit Hilfe von Passanten fanden wir die richtige Türe, freundlich wurden unsere Pässe eingefordert und ein paar Stunden später durften wir diese mit Visa für die nächsten drei Monate in Empfang nehmen. Super gelaufen!

Nun vertreiben wir unsere Zeit und bangen bis auf den nächsten Montag, denn da wollen unsere Tochter Simone mit Ehemann und deren drei Kinder nach Namibia kommen. Wir freuen uns riesig!!!

01.09.2021, Calvinia

Alle Südafrikaner haben drei große Hobbys. Zu allererst steht “braaien”(zu gut deutsch grillen vor allem von Fleisch und Bratwürsten mit viel Holz und Holzkohle), dann “zelteln” und zu guter letzt “Off-Road 4×4 fahren”. Das Gute an diesen Hobbys ist, dass man sie mühelos miteinander verbinden kann. Da alle Südafrikaner diese nationale Kultur betreiben, ist es eine Sensation, dass braaien einmal verboten werden kann. ( Hier gab es plötzlich auftretende Winde, die die Brandgefahr erhöhten.) Deshalb versteht ihr auch, dass ein Mann mit Kochschürze abgebildet ist.

Wie unterscheidet sich das Braaing (gesprochen “brai-ing”) vom Grillieren in anderen Ländern wie zum Beispiel Iran? Gemeinsam ist ganz sicher, dass Fleisch auf den Grill kommt und Männer die Hauptpersonen sind. In Südafrika stehen sie zusammen vor dem Braai und haben eine Dose oder Flasche kühles Bier in der Hand. Fachmännisch beobachten und diskutieren sie den Bratvorgang von Fleisch und das von Frauen vorbereitete Gemüse und Kartoffeln in Alufolie. Frauen sitzen ein wenig abseits (Rauchvermeidung!) auf Campingstühlen, genießen ein Glas Weißwein und haben den Tisch mit Tischdecke, Teller und Besteck und den weiteren Zutaten wie Saucen und Salate gedeckt und tratschen über Gott und die Welt. Als Desert gibt es “koeksisters”(klebrig süßes Gebäck) oder “melktart” (Käsekuchen mit Zucker und Zimt).

Im Iran wird Teppiche und Kissen auf dem Boden ausgebreitet. Männer sitzen zusammen in der Nähe der Grillstelle mit einem Glas kühlen Saft oder heißen Tee in der Hand und beobachten und diskutieren das Bräteln der Schaschliks, während die Frauen ein wenig abseits auf den Teppichen sitzen (Rauchvermeidung) und gemütlich mit einem Glas Saft oder heißem Tee über Familienangelegenheiten tratschen. Vor sich auf dem Teppich die Fladenbrote, von ihnen vorbereitete Salate, Tomaten, Kräuter, Obst, je nach Jahreszeit Pfirsiche oder Melonen, ausgebreitet. Gegessen wird mit der Hand. Sehr große Unterschiede!

Vom Meer fuhren wir wieder nordwärts Richtung Stellenbosch, wollten wir doch diese berühmte Weingegend sehen, erleben und vor allem den Wein kosten. Die Weindegustation war eher enttäuschend, weil mir der billigere Wein von dieser Gegend, im Spar gekauft, besser mundet als der neue, speziell gekelterte Wein im Weingut.

So erreichten wir die Klein Karoo, eine Halbwüste und plötzlich kam es uns vor, als wären wir im falschen Film: “Mad Max” mit Tina Turner und Mel Gibson.

Gelandetes UFO mit Außerirdischen
Mutprobe:Verabreichung einer Schnupftabakdosis mit Hammerschlag

Leider waren wir zeitlich zu früh an diesem Platz, denn am 1. Oktober findet ein kleines, intimes, familiäres “burning man” Festival mit nur 800 Personen statt . Vor Covid feierten hier 14 000 Menschen!

Ein klein wehmütig nahmen wir Abschied von diesem speziellen Ort und erinnerten uns daran, dass wir nach Südafrika gereist waren, um die “wild flowers” zu sehen. So reisten wir zurück in die Cederberge. Die wilde Pracht der Blumen empfing uns.

Wir waren gefangen im Duft von Honig, Zwiebeln und Maggikraut. Überall Blumen in allen Farben!

Schon in Vorzeiten haben San (Buschmänner) hier gewohnt. Sie haben

gejagt
getanzt

und gemalt.

Nach dem Erkunden von frühzeitlicher Kultur fragte ich mich, ob es uns nicht gelänge, andere Orte mit spezielleren Pflanzen zu entdecken. Sollten wir nicht doch noch probieren, Lithops, “lebende Steine” zu finden?

Wer suchet, der findet …
Pflanzen, eingebuddelt in der Erde, 10 Rappen groß.

Und da! Der erste Lithops!

Wieviele Lithops sind auf diesem Foto? Die größten waren 1/2 Rappen groß.

Nach diesem Erfolgserlebnis lachte uns eine Schildkröte, die des Weges kam, aus.

Da hilft nur noch braaien und unter die Bettdecke kriechen. Die Abende sind immer noch sehr kühl. Fiel doch Schnee in den Bergen.