20.07.2022 Varanger

Heute ist wieder einmal schlechtes Wetter, Regen, Nebel und nur 11°. Da wir gelernt haben sowohl mit dem Reiseführer und Landkarte als auch, vor allem, mit dem Wetter-Vorhersage-App die Reise zu organisieren, haben wir schon gestern den heutigen Besuch in einem Museum in Vardø geplant. Wie wurden wir von dieser Ausstrahlung des Memorials überrascht! Das Ziel der Gedenkstätte ist es, an die 91 Opfer der Hexen- Verbrennungen des 17. Jahrhunderts in Finnmark zu gedenken. Die Macht der Umsetzung von der Künstlerin Louise Bourgeois und dem Architekten Peter Zumthor lies uns den Atem nehmen.

Schon die Lage hinter dem heutigen Friedhof weist auf die Gedenkstätte der Hingerichteten.
Der damalige Gerichtshof wird als Kubus dargestellt
Sieben Spiegel, sieben Richter, verurteilen Frau oder Mann zum Feuertod auf dem Scheiterhaufen
Gedenkhalle der Toten aus Jute, mit kleinen Fenster unterbrochen
Im Innern hängt an jedem Fenster, für jedes Opfer, ein Licht und an der Tafel wird ihr oder sein Name mit dessen Anklage genannt.
Und heute?

Wie in mehreren Orten in Norwegen gibt es in Vardø auch Strassenkunst.

Das Porträt wurde aus dem Verputz der Hauswand herausgekratzt.
Sieht die Zukunft so aus?
Hier ist ein Beobachtungsort für Wasservögel. Tatsächlich können wir Schwärme von Papageitaucher im Wasser und zu Luft sehen. Natürlich auch ihren Feind, der Seeadler.
Schlägt mein Herz beim Anblick eines Tieres oder Pflanze stärker, so rast es beim Niggi beim Sichten dieses alten Saab am Straßenrand.

Manchmal ist die Welt klein. Vor 5 Jahren traf Niggi Fritz aus dem Aargau, der das gleiche Auto zur selben Zeit wie wir gekauft hatte, in Schaffhausen. Er wollte nach Südamerika und wir nach Zentralasien. Und vor einer Woche trafen wir uns wieder am nördlichsten Leuchtturm der Welt.

Und so reisten wir dieses Jahr vom südlichsten Leuchtturm am Kap Agulhas in Südafrika zum nördlichsten.
Und von jetzt geht es südwärts, nicht direkt, sondern natürlich mit Schlenkern.
Zur Feier des Tages gab es King Crabs.
Einfach köstlich!

Durch Zufall entdeckte ich im Internet eine Seite, in deren der Autor beschreibt, wie er um der Kirche von Nesseby auf Varanger eine Sumpfohreule (Asio flammeus) sehen konnte. Nichts wir hin! Was sind 300 km (mit einem kleinem Umweg von 40 km, um Wattvögel zu bewundern), um eine Eule zu beobachten. Niggi zweifelte die ganze Zeit, ob wir eine Eule sichten können. Vielleicht hat sie schon wegen der vielen Ornithologen das Weite gesucht oder war schon gestorben oder hat das Revier gewechselt oder …

Kirche von Nesseby

Nein, wir sahen am Morgen zwei Sumpfohreulen, eine kleinere junge und eine größere alte. Und wir konnten sie ganz lange bei der Jagd nach Mäusen über eine abgemähte Wiese beobachten. Was für ein Glück! (Starrsinn zählt sich manchmal aus!)

Foto aus App “Der Kosmos Vogelführer”. Selber konnte ich nicht fotografieren, weil wir keinen Fotoapparat dabei haben.

Die Halbinsel Varanger ist ein Vogelparadies. Wir benutzten den gestrigen schönen Tag, um eine Bird watching Safari per pedes zu machen. (Es regnet nicht jeden Tag!)

Und schon sahen wir eine Dreizehen Möwe (Risa tridactyla) von ganz Nahem.
Nein, eigentlich viele!
Nein, ganz viele, die an der Steilküste nisten.
Nicht alle finden einen Platz im oder am Nest und sind auf Wartestellung.
Das musste ich fest halten.

Unterwegs fanden wir noch ganz viele Moltebeeren (Rubus chamaemorus), die wir natürlich nicht pflückten. Zeigt die Beere mit ihrer so schön rot leuchtenden Farbe uns an, ich bin noch nicht genießbar. Erst wenn die Früchte knallig gelb sind, anfangs Herbst, können sie geerntet werden. Sie gelten als Delikatesse.

Zur Zeit blüht in der Tundra das Wollgras. Wir lieben das strahlende Weiß, vor allem wenn die Sonne scheint.

Leider wuchert das schmalblättrige Weideröschen (Epilobium angustifolium) überall und verdrängt einheimische Pflanzen.

Immer wieder treffen wir auf Rentiere, die sehr scheu sind. Schnell laufen sie weg, wenn sie spüren, ich will sie fotografieren.

Die Heimreise beginnt!

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