15.01.2023, Najran

Ich sitze in einem Café, allein, arabische Pop-Musik unterhält mich und es ist angenehm kühl. Mein Kopftuch und meine langen Kleider wärmen mich. Draussen ist es sommerlich warm und es gibt kein Schatten. Hier in Saudi Arabien lieben die Menschen die Kälte und moderne Gebäude, was verständlich ist, herrscht die meiste Zeit im Jahr sommerliche Hitze. Dieses Wüstenklima bestimmt das tägliche Leben. Am Morgen zwischen 8:00 und 9:00 beginnt das Leben auf der Strasse. Autos fahren von Tür zu Tür. Gelaufen wird nichts. Um 12:30 ruft der Muezzin zum Gebet und die Strassen sind bis 16:00 Uhr, wenn er wieder zum Gebet ruft, leer. In dieser Mittagszeit ist alles zu, vielleicht ein paar Supermärkte oder riesige moderne Malls sind offen. In einer Stadt in der Nähe von Makkah (Mekka) waren sogar alle Tankstellen über Mittag zu und wir mussten wie viele andere weit ausserhalb der Stadt fahren, bis wir eine fanden.

Cafė, eher für Frauen
Cafė, eher für Männer

Cafės finden wir zur genüge, überall. Hier können sich Frauen mit Frauen, Männer mit Männer treffen. Restaurants gibt es auch, sogar sehr viele, aber eher als take away. Auswärts essen gehen ist nicht in, da Frauen, Familien in Nebenzimmer versteckt essen wollen und nicht alle Restaurants haben so viel Platz. Darum wird Essen abgeholt und man fährt zum Picknicken in den Park oder am Strand. Auch wir lieben diese Parks, da sie sauber sind. Viele Putzleute gehen jeden Tag, vor allem nach einem Freitag, durch die Parks und säubern sie vom liegengebliebenen Müll.

Etwas ganz seltenes! Eine Strandbar mit kalten Getränken!

Und aufgeblieben wird dann bis nach Mitternacht! Familien sitzen auf Teppiche, gestützt mit Kissen und Kleinkinder spielen und tollen auf den Plätzen. In jeder Stadt, in jedem Dorf gibt es Spielplätze. Plätze, Parks werden mit Kunstwerken geschmückt.

Oder wie hier in Jeddah kann man von der Corniche aus den höchsten Springbrunnen der Welt bewundern. Wir ergatterten noch einen Parkplatz, bevor um 16:00 alle sich zum Picknicken am Strand eintrafen.

Man legt Wert auf mit Blumen und Bäume bepflanzte Strassen, auf verzierte Kreisel, die nach Region bestimmte Themen symbolisieren.

Saudi Arabien ist stolz auf seine Kultur. So werden die alten Städte renoviert. Oder Dörfer als Herritage villages total museumsartig wieder aufgebaut.

Old Jeddah besitzt sogar UNESCO Weltkulturstatus.
Alt
Renoviert
Ob dieser Baum der Erneuerung Stand hält?
Wird sicher bald „verschönert“

Immer mehr Touristen kommen. Diese hier waren Touristen von einem Kreuzfahrtschiff, ausser dem Schweizer im Vordergrund! 😅

Renovierter Palast in At Taif

Dieses Beispiel einer gelungenen Instandsetzung mussten wir uns mit riesengrossem Umweg verdienen, denn die Stadt liegt in der Nähe von Makkah, wo Nicht-Muslime nicht einmal ein wenig in die Nähe dürfen.

Ist am Roten Meer das Klima heiss und feucht, so ist es in den Asir Mountains kühl und sogar kalt. Nebel ist in dieser Jahreszeit keine Seltenheit.

Aber auch hier werden ganze Dörfer restauriert.

Dhi Ain, Nähe Al Bahah, in meiner Karte als Ruine bezeichnet
Alt aussehende Tür, die nach Vorbild nachgebaut wurde
Rival Alma in der Nähe von Abha

Dieses erinnerte uns am meisten an Saana in Jemen.

Renovierter Marktplatz
Aber die Natur erobert sich seinen Raum zurück

Jeden Tag versuche ich besondere Tiere und Pflanzen zu bestimmen. In Jeddah waren es Fische und Meeresfrüchte aus dem Roten Meer. Auf dem Fischmarkt konnte ich mich gar nicht satt sehen.

Verkaufspersonal sind Inder oder Bangladescher.
Hosen und Kleider werden vor dem nassen Boden geschützt.
Und noch auf dem Markt werden Fische kunstgerecht ausgenommenen und entschuppt.
In den Asir Mountains habe ich diese Euphorbie entdeckt

Mantelpaviane in den Bergen zu entdecken, war nicht schwierig. Horden bevölkern die Strassenränder, da sie von vorbei fahrenden Autos aus gefüttert werden oder von den Fahrern den herausgeschmissenen Müll nach Essbarem untersuchen.

46 Vogelarten konnte ich auf dieser Reise schon bestimmen. Nicht viel, wenn ich daran denke, wie viele wir täglich im südlichen Afrika sahen. Das Üben von Birding half mir jetzt, schneller die Familie der Vögel zu erkennen. Ich weiss, jeder Afrika Besucher kommt gleich ins Schwärmen, wenn ich von Hornbills und Roller erzähle, die ich hier an der südlichen Spitze von Saudi Arabien an der Grenze von Jemen sah.

Abyssinian Roller (Coracias abyssinicus)

Als ich diesen wunderschönen Vogel so nah am Strassenrand entdeckte und Niggi sofort stoppen konnte, waren wir auch ein wenig verwundert, dass hinter uns das saudische Auto auch anhielt und uns nicht überholte. War der Fahrer ein Vogelbewunderer so wie wir?

Langsam fuhren wir weiter und gaben ihm Gelegenheit uns zu überholen, aber er wollte nicht. Langsam wurde es Abend und dunkel. Wir fanden einen netten Platz zum Übernachten. So um 20:30 Uhr, als es stockdunkel war, klopfte es an unser Auto. Sicherheitspolizei meinte, wir dürften hier an der jemenitischen Grenze weit weg von einer Stadt nicht übernachten. Dangerous, bad boys, not safe, drive back to the next town hiess es. „Unser Vogel Mitbeobachter“ war auch da.

Wir mussten zusammenpacken und 40 km zurückfahren. Zum Glück sind saudi arabische Strassen gut erhalten und keine Überraschungslöcher machen das Fahren spannend. Wir fanden einen gut beleuchteten Platz an einer Kreuzung und mit Ohropax und Schlafbrille schlief ich nicht schlecht. Unser Aufpasser hatte nicht so eine bequeme Nacht in seinem Auto.

Der Sicherheitspolizist ermahnte uns, weit weg von der Grenze zum Grenzort Najran (Nadschran) zu fahren. Was wir auch taten. Viele Bumps, viele Check-points erinnerten uns, dass die Grenze zu Jemen nah wäre. Najran ist eine grosse Stadt, die in der Geschichte eine grossen Rolle als Handelszentrum der Weihrauchstrasse spielte. So können wir einen renovierten Palast und die Altstadt bewundern. Ein Visitor Center informierte uns über die Geschichte. Selbst Niggi war von der Kürze der Beschreibungen erstaunt.

Eingang zum Palast
Im Innenhof werden Informationstafeln fertiggestellt
Das historische Najran (Ukhdood)
mit Inschriften und Steingrafuren
Pferd, als die Wüste noch mit Pferden durchquert werden konnte
Signatur vom Architekt?
Selbst der Souk wird erneuert
es werden Touristen erwartet
Uhrzeit? Ganz sicher vor! 16:00 Uhr. Alles ist noch leer.
Wunderschöne Stoffe
Welcher würde zu mir passen?

Bei einer Tasse Tee lernen wir ein deutsches Ehepaar kennen. Wir geniessen es zu plaudern, über fremde Länder zu sprechen, Erfahrungen auszutauschen, ist es doch sehr selten, dass wir Leute treffen, mit denen wir kommunizieren können. Englisch ist nicht weit verbreitet. Saudi Araber freuen sich aber, wenn sie uns fotografieren können.

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