Eine turbulente Zeit liegt hinter uns. Seit Mitte Januar wirbeln wir um uns und um die Welt. Wir nehmen uns etwas vor, organisieren es auf das Kleinste und dann kommt es anders als wir denken. Und jedes Mal erscheint zu guter Letzt die Glücksfee und wir haben wieder Schwein gehabt. Langsam geht mir der “Wirbelwind “ auf den Wecker, meine Zündschnur wird immer kürzer.
Zuerst verschob sich im Januar das Verschiffen von unserem Auto “Bänz” aus Südafrika nach Europa drei Mal ( anderer Hafen, zwei Mal ein anderer Termin). Zum Glück war Mercedes Benz in East-London so freundlich, unser Auto zum Hafen zu bringen, während wir schon Schweizer Luft atmeten. Glück gehabt!
Dann verschob sich die Ankunftszeit vom Bänz in Zeebrugge mehrere Male ( Sturm in der Nordsee, …). Drei Wochen später, am Montag den 7.März, konnten wir ihn einlösen, in die Schweiz zurückfahren und am Mittwoch, zwei Tage später, in die Garage zur Beauty-Behandlung bringen, PCR-Test über uns ergehen lassen und Freitag nach Khartoum, in den Sudan fliegen. Wieder Glück gehabt, der Test war negativ.
Es klingt gar nicht so aufregend. Aber kurz vor der Fahrt nach Zeebrugge hatte ich einen fast Bandscheibenvorfall, gedoppt mit Schmerzmitteln konnte ich die Zugfahrt überstehen und der Physiotherapeut half mir mit Übungen meine Kreuzschmerzen zu ertragen. Glück gehabt, war ja nur ein “fast” Bandscheibenvorfall.
Am Freitag, den 11. März war es so weit! Wir können unseren Traum, in den Sudan zu fliegen und die Felsbilder vom Djebel Uweinat an der Libyschen/ägyptischen Grenze zu besichtigen, erfüllen. Seit 42 Jahren warten wir auf diese Gelegenheit!
Wir fuhren mit dem Zug zum Zürich Flughafen. Alles wunderbar! Da kam die nächste Überraschung, der Flug nach Istanbul verschob sich wegen Schneesturm am Bosporus um etliche Stunden. Glück gehabt, die Restaurants sind offen.
Schnee und Eis in Istanbul
Natürlich hatten wir den Anschlussflug nach Khartoum verpasst. Das Hotel von türkisch Airways liegt im Zentrum von Istanbul, sicher sehr schön, nur wir hatten zu kurzen Aufenthalt, um je eine Stunde Hin-und Rückfahrt zu erleben. So durften wir auf dem Boden im Flughafengebäude kurz schlafen. Glück für meinen Rücken!
Über Kairo gelangten wir nach Khartoum, wo wir am Samstagabend landeten. Und unsere Gepäck auch! Glück gehabt!
Unser Expeditionsleiter Andras holte uns ab, ein paar Bettwanzen genossen mein süßes Blut und schon am nächsten Morgen ging es nordwärts in die Wüste.
Blick aus unserem Hotelzimmer in Khartoum Vor unserem HotelNatürlich musste vorher noch Obst eingekauft werden.Ob die Ziegen wissen, dass sie bald auf dem Tisch landen?
Bevor es in die Wüste ging fuhren wir nordwärts zu einem 3000 Jahre alten Tempel.
Amun-Tempel von Soleb, einer der größten Tempel in SudanWas das heissen soll?Die Macht des Pharao wurde durch Sklaven dokumentiertZum letzten Mal konnten wir in einem Haus schlafenDann ging es in die Wüste. Gleich zu Beginn musste ein Reifen gewechselt werden.
Wir, sechs Touristen aus der Schweiz, Ungarn, England und Frankreich, unser Expeditionsleiter und unser sudanesischer Guide teilten sich drei Toyotas. Zusätzlich transportierte ein Toyota Pickup 1 500 Liter Treibstoff und Wasser. Zwei Wochen wollten wir in der Wüste im Grenzgebiet Libyen / Ägypten/ Sudan verbringen.
Geschlafen wurde in Zelten, gegessen und getrunken am BodenAm Morgen bereiteten unsere Fahrer Tee oder Kaffee Die Wüste ist voller Überraschungen. Nicht nur Faustkeile wurden gefunden,sondern auch ein Lastwagen aus dem 2. Weltkrieg mit canadischen ReifenNatürlich musste das Fahren sofort ausprobiert werden
Dann passierte es! Schon am 5. Tag unserer Reise explodierte der Kühler vom Pickup. (Glück gehabt! Und nicht im Grenzgebiet Libyen/Ägypten/Sudan)
Auch wiederum zum Glück hatten wir ja noch drei Autos und wir brauchten uns nicht zu fürchten wie das Kamel zu enden.
Was nun? Was sollen wir tun? Wie geht es weiter?
In der Wüste gibt es kein Wasser zum Rasieren.
Wir schleppen das Auto ab. In der Nähe, in 50 km Entfernung, gab es ein “Cafė “, ein Treffpunkt für die Fahrer der Route Libyen – Sudan.
Das “Café” mit noch anderen liegengebliebenen AutosWarentransport aus/nach LibyenUnser Mechaniker ist bereit für die Rückfahrt, um einen neuen Kühler zu organisieren, umzukehren und den Pickup zu reparieren Andras (rechts), unser Organisator, diskutiert mit Gábor das weitere VorgehenBevor es zurück geht, wird nochmals getankt
Mit schweren Herzen entscheiden wir zum Nil zurück zu fahren, um dann mit drei Autos in einer nicht so ganz verlassenem Teil der sudanesischen Wüste Felsbilder anzusehen, falls ein weiteres Auto den Geist aufgibt.
Der Nil, ein Wunder in der Wüste Felstafeln am Nil zeigen die Zollstationen der PharaonenDa Brücken fehlen können mit kleinen Fähren der Nil überquert werden. Schnell wird mit Sand noch eine Rampe gebaut und schon kommt der erste LastwagenNachdem unsere drei Autos geladen wurden fand dieser kleine Transporter noch PlatzStromschnellen und unterschiedliche Wasserstände verunmöglichen die Schifffahrt auf dem NilDank dem Nil kann an den Ufern Weizen und Gemüse angebaut werdenAm schönsten für mich sind die DattelpalmenUnterwegs bei einem KaffeehaltSie kochte uns einen wunderbaren Kaffee In Kerma besuchten wir ein wunderschönes Museum, das mit Hilfe Der Schweiz aufgebaut wurde.Falls jemand sich näher für das Projekt interessiert, hier die Web-Seite.Das alltägliche Leben in den Dörfern finde ich ebenso interessant wie der Besuch von archäologische StättenZuerst wollten sie sich nicht fotografieren lassen als ich um ein Foto bat,dann fanden sie es auch lustig.Kinder freuen sich jedes Mal, wenn sie fotografiert werden.Es ist eine Augenweide, blühende Bougainvillea (Drillingsblumen) in den Dörfern zu sehen.Und dann ging es zu den Pyramiden von Merowe,wo wir zwei Pharaonengräber besichtigen konnten.Staunend sahen wir uns die Gräber an.Viel ist noch zu entdecken, viel liegt noch unter dem Sand begraben,aber die Neuzeit braucht auch Platz am Nil.eine kurze Nilfahrtverlassener Bahnhof in der Wüste
Und dann kam die böse Überraschung. In der Wüste wurde Gold entdeckt! Riesige Bagger tragen die obere Wüstenerde ab, verfrachten diese auf LKWs, um in Mühlen das Gestein klein zu mahlen und Gold mit Nilwasser auszuwaschen. Dabei entstehen Schutthalden.
Selbst “Straßen” werden zugeschüttet und wir müssen umkehren und eine neue Route finden.Junge Männer suchen mitten in der Wüste unter unmenschlichen Bedingungen mit Metalldedektoren nach Gold.Einfache Hütten aus Plastik und Jutesäcke bieten Schutz vor Sonne, Wind, Hitze und Kälte. Es gibt kein Essen und Wasser. Mit Glück kommen Lastwagen vorbei und tauschen Gold mit Lebensmittel.In der nächsten Goldmine erhalten wir Diesel.Es gibt eine Autoreparaturwerkstatt. Müll liegt wie in ganz Sudan überall herum.Männer werden zu den Goldminen transportiert. In dieser Stadt gab es nur Männer. Ich stieg deshalb nicht aus dem Auto und fotografierte durch das Fenster.Es gibt Obst- und Gemüsehändler, die acht hundert km weit durch die Wüste ihre Waren transportiert haben.Datteln dürfen nicht fehlen.Dann ging es weiter. Wo es kein Gold gib, ist die Wüste noch intakt und wunderschön.Und dann erreichen wir unser Ziel!Noch einmal schlafen, dann ist es soweit ….Am nächsten Tag entdecken wir die ersten Felsbilder. Ältere sehr schön und tief eingeritzte BilderNeuere mit Menschen, die melken.Rinder, Rinder, Rinder, ….Wir suchten Abbildungen von anderen Tieren, aber vor 3000 Jahren gab es schon keine Wildtiere mehr, sei es, dass sie in dieser Gegend schon ausgerottet waren, oder sei es, dass die Künstler nur Rinder im Kopf hatten, sei es, dass sich das Klima schon so verändert hatte, sei es, dass nur Rinderbuchhaltung wichtig war, sei es,… Vielleicht hatten sie nur eine Abbildung, die sie abkopierten. Jedenfalls kann man viel in die Gravuren hineininterpretieren.Chris, ein Pensionär und Geologe, suchte mit uns Felsbilder.Francis war der fleißigste beim Fotografieren. 3003 Fotos, welche Arbeit, diese zu betrachten!Aber es war spannend und über Mittag erholten wir uns im Schatten.Jacques, unser Senior, erst 81 Jahren liebt wie wir die Wüste.Dann ging es schon wieder zurück zum Nil, um ein paar Ruinen anzusehen.Brutal wird das Köpfen von eroberten Menschen gezeigt. Selbst der Löwe frisst Menschen.Die Götter sind mit dem Pharao
Interessant war,dass die nubischen Pharaonen negroid dargestellt wurden, so wie sie aussahen, mit großen Lippen und gekräuselten Haaren. Nicht stilisiert und modellhaft wie in den späteren Zeiten in Ägypten.
In der Nähe der Tempel zogen Männer mit den Händen und mit Hilfe von Eseln das Wasser aus 70 m Tiefe.
Mit Ledersäcke wird das Wasser geschöpft.Nun sind wir wieder in der Schweiz und genießen den Frühling,Frühling, na ja! Aber als Nomade sind wir alle Wetter gewohnt.
Nun ist Arbeit angesagt. Es ist 46.5° heiß (keine Übertreibung!) und ich lasse die Klimaanlage laufen, während Niggi in verschiedene Büros versucht, die richtigen Stempel zu bekommen.
Der Weg nach Äthiopien muss verdient werden, nicht löchrige Strassen lassen uns Slalom fahren, sondern Gruben sind in den Straßen eingegraben und manchmal wissen wir nicht, wie wir sie umfahren können. Dafür wechselt die Landschaft immer mehr in ein Hochland über. Hügel, viele Rinderherden, viele Schafherden, aber leider nehmen die Kamelherden ab. Gestern noch habe ich riesige Kamelherden bewundern dürfen. Der 1. Baobab hat uns begrüßt und viele Bienenfresser beobachteten uns von den Strommasten herab.
Hier noch ein paar Fotos aus Port Sudan am Roten Meer, wo wir uns ein Wenig das Ferienleben am Meer genossen haben. Fisch essen, Crevetten geniessen, Schnorcheln, Volleyball spielen, gemeinsam singen am Abend,…
Bevor wir das Dolce va niente in Port Sudan geniessen konnten, besuchten wir noch die Grabmäler der nubischen Pharaonen, schwarze Pharaonen, die über Ägypten 100 Jahre geherrscht haben.
Die Strasse nach Port Sudan und hierher nach Kassala ist eine Slalomstrecke. Immer wieder gibt es tiefe Löcher. Auf dem Hinweg nach Port Sudan habe ich manchmal gedacht, müssen alle Löcher auf meiner Seite sein? Und auf dem Rückweg kamen die gleichen Gedanken auf! Zum Glück ist die Strasse nicht stark befahren, trotzdem muss man enorm aufpassen und wissen, wer ist hinter mir, wer ist vor mir, wo ist das nächste Loch, passt es unter das Auto oder soll ich es lieber rechts oder links umfahren. Die Umgebung ist abwechslungsreich, einmal Wüste, dann eher Sahelzone, mehr grüne Schirmakazien, dann Wüste mit riesigen grauen Steine wie Elefantenrücken, ab und zu helle 🐪, Ziegen und Menschen, die einem zu winken. Gibt es Wasser, so wird Hirse angepflanzt. Wo Hirse gibt, da gibt es Mäuse und Raubvögel. Wunderbar, wie sie über die Felder schweben, Zeit genug um sie zu beobachten.
Gestern kochte ich Ghackts mit Hörnli (deutsch: Hörnchen mit Hackfleischsosse). Dank Gefrierfach hatte ich noch gefrorenes Hackfleisch aus Luxor und mit dem Dampftopf wurde die Garzeit bei sehr hoher Temperatur verkürzt. Als Dessert gab es eine Honigmelone, die so schmeckte wie ihr Name sagt! Zur Zeit gibt es viele Früchte und Gemüse. Bananen kaufe ich kiloweise ein, am Mittag gibt es Mango, so süss, wie wir sie nicht kennen.
Viel hat sich in den letzten Tagen ereignet und ich kam einfach nicht zum Bloggen, denn wie Niggi so immer sagt, we have / had a lazy net ( oder hatten gar keins). Gestern haben wir uns entschieden nach Khartum, dem nächsten Flughafen, zu fahren, alleine, ohne Heidi und Werner, die lieber Kassala als Khartum ansehen wollten, und wir hatten uns entschlossen, so bald wie möglich in die Schweiz zurück zu fliegen, weil Niggi einfach immer noch trotz Pharmaka so starke Rückenschmerzen hat. Ausserdem bekam er mal wieder am Abend Fieber. Heute morgen verabschiedeten wir uns in Port Sudan schweren Herzens von Heidi und Werner. Es war schön mit ihnen zu reisen, wir haben viel gelacht, „geschnurrt“, „palavert“, nicht gejazzt, nicht gespielt, und trotzdem gesellige Abende verbracht. Wir sind vor allem Heidi dankbar für ihre morgendlichen Yogaübungen und ihr Wissen über Schmerzbehandlungen.
So fuhren wir von Port Sudan los. Aber, wie ihr uns kennt, entschliessen wir uns schnell und ändern auch dementsprechend rasant unsere Pläne. Hatten wir am Morgen noch vor, von Khartum zurück zu kehren, bogen wir nach Kassala ab, um schnellsten nach Abis Abeba zu gelangen und dann von dort heim zu fliegen. Äthiopien ist einfach touristischer und es gibt non-Stop Flüge nach Frankfurt. Ausserdem haben wir ein äthiopisches Visa mit mehrmaligem Einreisen.
Wir freuen uns bald in der Schweiz zu sein und unsere Familie in die Arme schliessen zu können, vor allem Niggi, dessen Geduld mit seinen Schmerzen mehr und mehr abnimmt und hofft, die richtige Therapie zu bekommen. Ich bin ein wenig traurig, weil ich mich in Sudan verliebt habe. Ich finde diese Land so schön und erst die Menschen! Diese sind so extrem freundlich und lachen einen ständig an. Sie sind so arm und doch zeigen Sie eine Lebensfreude und können diese weitergeben. Ausserdem wird der Temperaturunterschied extrem sein. Hatten wir doch heute 40° und selbst am Abend sank die Temperatur nur gering.
In Assuan besuchten wir noch den Botanischen Garten, der auf einer kleinen Insel mitten Im Nil angelegt wurde. Vom wem? Natürlich von einem Engländer in der Kolonialzeit.
Und dann ging es zum Highlight Abu Simbel, am Nasser Staudamm. Ich finde, es ist zwei Mal ein Weltkulturerbe, einmal der Tempel selbst, den Ramses erbauen lies, um seinen südlichen Nachbarn zu zeigen, wie mächtig Ägypten und diePharaonen sind und zum zweiten, wie der Tempel in den 60-er Jahre vor der Überflutung des Nasser Sees gerettet wurde. Der ganze Tempel, Stein für Stein, wurde einfach 200 m höher verlegt.
Bei Sonnenaufgang erstrahlte der Sandstein kurz rot.
Schon am Eingang wurde den damaligen Besuchern gezeigt, wie Nubier und ander Völker in die Sklaverei geführt wurden.
Kriegerische Szenen durften in einem Abschreckungstempel nicht fehlen.
Und dann ging es Richtung Sudan. Über den Landweg ist es zur Zeit nicht möglich, aber mit der Fähre über den Lake Nasser. Direkt bei der Tempelanlage ist der Touristenhafen, wo die Militärfähre ablegt. Mit Hilfe von 2 Fixern, einen für den ägyptischen, der andere für den sudanesischen Zoll schafften wir die Einreise in „nur“ 5 Stunden.
Kurz nach der Grenze in der Wüste am Nil schlugen wir das Nachtlager auf. Der Sternenhimmel ließ uns die Wartezeit vergessen. Einfach phantastisch wieviele Sterne es gibt!
Am nächsten Tag waren wir in der 1.Ortschaft Wadi Halfa, um das wichtigste zu Erstehen, nämlich eine SIM-Karte. Und siehe da, nach einer Stunde englisch-arabische Konversation waren wir up to date. Eigentlich wollten wir uns noch Registrieren lassen, aber da es Freitag war, war die Passkontrolle zu.
Werner und Heidi fragten nach dem Weg.
Immer wieder kamen wir zum grünen Streifen am Nil.