31.10.2021, Caprivi Streifen, Cuando River

Langsam nähern wir uns Sambia, wo wir in den Liuwa Plain National Park fahren wollen. Die Regenzeit kündigt sich schon mit Wolken und kleinen Regengüssen an. Morgens ist es angenehm kühl, dagegen wird es Mittags sehr heiss, sodass wir den lauen Abend genießen. Die Sonnenuntergänge sind einfach spektakulär.

Es ist einfach wunderschön hier am Cuando River, der vier verschiedene Namen hat (Kueno, Linyanti oder Chobe). Wir unternehmen Bootstouren, um die Fauna und Flora von diesem riesigen Wassersystem besser kennenzulernen.

Nachts blühende Wasserlilie
Tagblühende Wasserlilie, von beiden Arten können die Stengel als Gemüse verzehrt werden

So ist es auch nicht verwunderlich, dass meine Vogelliste auf 218 von mir bestimmte Vögel angewachsen ist.

Squacco Heron (Rallenreiher)
African Pygmy-Goose (Afrikanische Zwerggans)
Purple Heron (Purpurreiher)

Niggis Lieblingsvögel sind die Eisvögel. Gleich drei verschiedene Arten konnten wir sehen.

Malachite Kingfisher (Malachiteisvogel), ein sehr kleiner Eisvogel
Pied Kingfisher (Graufischer), Männchen, das durch ein zweites, schmales Band über der Brust zu erkennen ist
Weibchen
Woodland Kingfisher (Senegalliest), auch ein Tourist hier. Er brütet im südlichen Afrika zwischen Oktober und April, zieht aber dann nördlicher in andere Gebiete Afrikas. Es war ein Glück ihn zu sehen.

Natürlich habe ich diese Vögel auch in mein Herz geschlossen und finde es einmalig, wenn sie sich von ihrem Beobachtungszweig erheben und in der Luft am gleichen Fleck schwirren, um dann Kopf voran ins Wasser stürzen und mit einem Fisch herauskommen. Trotzdem schlägt mein Herz höher, wenn ich Bee-eater beobachten kann. Leider war das Licht schon so schwach, dass die Fotos ein wenig dunkel geworden sind.

Little Bee-eater (Zwergspint)
Southern Carmine Bee-eater (Scharlachspint), konnten sie auch nur sehen, weil sie hier brüten.

Auch alte Bekannte trafen wir wie der African Openbill (Afrikanischer Klaftschnabel), den wir letztes Jahr im Dezember im Chobe NP schon sahen.

Wandern, Spaziergänge am Ufer oder Schwimmen in diesem warmen Wasser kann man leider nicht. Zu viele Krokodile warten auf ein Essen.

Selbst die Bootstouren sind nicht risikofrei. Elefanten lassen sich ungern beim Trinken oder Baden stören und greifen das Boot an. Büffel in der Herde sind sogar scheuer als einer alleine. Die alten, einsamen Büffel zeigen gerne, wer Herr der Ufer ist.

Aber am meisten muss man sich vor den Herrschern der Flüsse in Acht nehmen, den Hippos. Diese sehen den ganzen Fluss als ihr Revier an und jeder Eindringling wird verjagt. Am liebsten schwimmen sie dann unter das Boot, werfen es um und greifen die im Wasser zappelnden Menschen an.

Jedes Mal mussten wir aufpassen, ob nicht hinter einer Kurve Hippos lauern. Plötzlich strecken kleine Köpfe aus dem Wasser und Augen beobachten dich. Dann wird das Maul aufgerissen, damit jeder die grossen Zähne sehen kann und sich fürchtend zurückweichen kann. Unsere Bootsführer verstehen die Sprache der Hippos. Zuerst wird der Rückwärtsgang eingelegt, um ein paar Meter mehr Distanz zu zeigen. Übersetzt heisst es, wir Haben euch gesehen, wir fürchten uns vor euch, wir erkennen eure Macht. Das finden die Hippos in Ordnung. Sie tauchen nach einer Weile unter und machen den Weg frei, indem sie an ein Ufer oder Seitenarm des Flusses „schwimmen“, um sich zu beraten. Schnell nützt unser Bootsfahrern die Situation aus und düst mit Höchstgeschwindigkeit vorbei, immer zurückschauend, ob nicht doch noch ein Hippo nachrennt, um seine Grösse und Macht zu zeigen.

Rotschnabelmadenhacker (Red-billed Oxpecker) dürfen auf die Köpfe der Hippos Platz nehmen

Auf Reisen lernt man sehr viele interessante Menschen kennen. Man kommt ins Gespräch und da erfährt man aussergewöhnliches, wie z.B. von Dedré und Chris, die Agrar-Ingenieure sind und in der Nähe von Rundu eine Heidelbeerfarm leiten (48 ha gross!). Wir verabreden uns und sie nehmen sich Zeit, uns die Farm zu zeigen. Danke vielmals!

So klein beginnt es. Die Pflanzen werden aus Spanien eingeflogen und gepflanzt.
Mit Segeltücher werden sie von der Sonne geschützt, Wasser und Nährstoffe werden unterirdisch dazu geleitet.
Riesige, süsse Heidelbeeren können 4 Monate lang gepflückt werden,
dann werden sie gekühlt,
sortiert und verpackt,
bereit für Namibia, Südafrika und dem internationalen Markt.

Wir vermissen nicht nur unsere Familie, sondern auch unsere Freunde. So ist es nicht verwunderlich, dass wir ganz schnell 350 km (5 h) fahren, um Kurt und Marlis zu treffen.

Zwei Abende können wir mit ihnen und Barbara und Wolfgang quatschen. Es war unheimlich toll mit euch!

Morgen geht es zur Grenzstadt Katima Mulilo, um den PCR-Test zu machen, damit wir nach Sambia einreisen können.

20.10.2021, Grootfontain

Genau vor einem Monat habe ich zum letzten Mal einen Beitrag geschrieben, um euch von unserer Reise zu erzählen. Wie die Zeit auch hier in Afrika rennt!

Ich war vor einem Monat schon so aufgeregt, dass Simone mit ihrer Familie hierher fliegen will. Ein Fleckenuhu (Spottet Eagle-Owl) kann da nur mitleidig auf mich herabsehen.

So fuhren wir zur Spitzkoppe, um das Gebiet auszukundschaften, ob das für die Kinder etwas wäre. Und wirklich, noch eine Gegend in Namibia, die sich als geeigneter Kinderspielplatz entpuppte.

sichere Kletterfelsen
Buschmannhöhlen mit Felszeichnungen
tolle Felsformationen zum Entdecken
mit Glück Klippspringer zum Beobachten
und vor dem Bettgehen ein romantischen Sonnenuntergang genießen

Ja, wir waren begeistert von dem Naturreservat und wollten noch ein paar Tage bleiben und wandern, bis wir zum Flughafen fahren könnten. Aber aus der ruhigen Wartewoche war nichts, weil Niggi zufällig unter das Auto schaute und plötzlich sah, dass Motorenöl vorne runter tropfte. Kinder, kaputtes Auto, das geht nicht! Schnell zur nächsten Mercedes Garage nach Swakopmund düsen und reparieren lassen, denn wir haben ja noch eine Woche Zeit bis Simone kommt. So packten wir in Windeseile alles zusammen und fuhren nach Swakopmund. Welcher Schock! In der Spitzkoppe war es 35° heiß und in Swakopmund gerade 15° und nebelig. Wo hatten wir die Skiunterwäsche versorgt?

In der Garage waren sie sehr nett, fanden heraus, dass ein kleines Schläuchlein undicht wäre, aber, dass sie so eines nicht hätten, vielleicht Windhoek?? Wieder nach Windhoek fahren. Werden sie dieses Ersatzteil haben? 350 km Ungewissheit, Sorge, Rätseln, Plan B ausdenken (wir mieten dann auch ein Auto mit Dachzelt),…

In Windhoek war es wärmer! Das klitzekleine Schläuchlein konnte die Mercedes Garage ersetzen (wir sind schon fast Stammkunden) und wir erholten uns. Meine Vogelliste wuchs um eine weitere Hornbill-Art.

Und dann war es soweit, die Rasselbande kam an!

Namibia ist einfach ein super mega geiles Reiseland! Ankommen, eine Stunde später das Mietauto in Empfang nehmen, sich von der Reise im Swimmingpool erholen,

gemütlich frühstücken,

Tiere beobachten.

Natürlich waren auch große Tiere angesagt, Game drives wurden durchgeführt und als Highlight Etoscha besucht. Noch nie sahen wir so viele Nashörner!

Gepardenfütterung

Wir hatten viel Spaß miteinander.

Eskarina hat sich als Papi verkleidet

Waschmaschine spielen

Feuer machen und bräteln

von San lernen, wie diese mit Pfeil und Bogen jagen oder Feuer machen.

Es war auch klar, dass wir ein paar Tage in Swakopmund am Meer verbringen, denn unsere Enkelkinder wollten unbedingt schwimmen, was sie auch dann taten. (Meeres Temperatur betrug 8-10° C!). Danach gab es ein Glacé.

Wieder einmal waren wir froh um unseren Bänz, konnten wir im kalten Swakopmund zu siebt ! am morgen im geheizten Auto frühstücken.

Dann hieß es Abschied nehmen. Auf der Fahrt nach Windhoek brach ein Teil vom vorderen Dachfenster und das ganze Fenster flog davon. Zum Glück war Armin mit seinem Auto weit entfernt, so dass das Fenster auf der Straße landete und zersplitterte, zum Glück passierte dies auf der Teerstrasse und nicht auf einer staubigen Piste, wo wir eingestäubt wären, zum Glück regnete es nicht, zum Glück fanden wir eine Reparaturwerkstatt, die ein Kunststoffdach auf unseren neuen Cabriolet bauten. Soviel Glück im Unglück!

Nun fahren wir nordwärts in den Khaudum Nationalpark. Der Sommer kündigt sich an mit blühenden Flammenbäumen und Regen.

20.09.2021, Spitzkoppe

Ja, wir sind wieder in Namibia und besuchen das Damaraland, wo die Spitzkoppe liegt, ungefähr 200 km nordwestlich von Windhoek. Lange ist es her, dass ich geschrieben habe und ein schlechtes Gewissen plagte mich schon, aber in Südafrika waren wir fast zwei Wochen in Nationalparks und dann kam die Grenzüberschreitung mit neuen Problemen. Aber langsam! der Reihe nach.

Unsere Reise in Südafrika

Nach der wunderbaren Zeit im Namaqualand im Norden von Südafrika bei den „wild flowers“ wollten wir noch die beiden Nationalparks Augrabies Falls NP und Kgalagadi Transfrontier NP besuchen. Natürlich um neue Landschaften zu entdecken, wilde Tiere zu beobachten und Einsamkeit zu geniessen. Und vor allem die „wild card“, die Jahreskarte für alle NP von Südafrika, auszunutzen! Heisst es doch „Return of Investment“.

Ganz ein kleiner Oranje River, der sich herabstürzt
Die Schlucht ist fast leer, kein tobendes Wasser. Im südafrikanischem Sommer kann sie voll sein.

Es hatte nur wenig Wasser im Oranje River, so dass der Wasserfall nur dürftig aussah. Aber wir sahen Fotos von diesem Januar, wo riesige Wassermassen die Schlucht herabstürzten und wir erinnerten uns, dass wir zur selben Zeit am Oranje River auf der Namibischen Seite waren und das Steigen des Flusses miterlebt hatten.

Eigentlich wollten wir zu gerne den fünf tägigen Nossob 4×4 Trail im Kgalagadi Transfrontier NP fahren, der nur in Konvoi mit Führer erlaubt ist, aber dieser war schon seit über einem Jahr ausgebucht. Die Monate Juli, August und September, im Winter von Südafrika, sind die wichtigsten Monate für den NP, denn dann ist kalt, die Nächte „saukalt“. Schon im Oktober verwandelt sich der NP in einen Backofen und von gemütlichen Tierbeobachtungen kann nicht mehr die Rede sein. So waren wir glücklich fünf Nächte hintereinander in zwei Camps buchen zu können. Die Camps waren voll von südafrikanischen 4×4 Autos mit Anhänger. Das zu unserer Suche von Einsamkeit.

Ein Löwe lässt uns und die vielen anderen Touristen stoppen. Wer bekommt den besten Platz?

Es war trotzdem ein Highlight! Schon allein meine Vogelliste erhöhte sich um 15 neu bestimmten Vögel, so dass mir nur noch fünf ! fehlen, damit ich jubeln kann, dass ich die Grenze 200 erreicht habe. Vor allem, dass wir eine Verreux‘s (Giant) Eagle-Owl (Blassuhu) fotografieren konnten, und dass diese riesige Eule am nächsten frühen Morgen nochmals Modell saß auf unserem Grill, war schon toll.

Immer wieder musste Niggi anhalten, damit ich Vögel bestimmen konnte.

Southern Pale Chanting Goshawk (Weissbürzel-Singhabicht)
Einer meiner 195 Lieblingsvögel: Lilac-breasted Roller (Gabelracke)
Immer wieder tauchte ein Black-shouldered Kite (Gleitaar) auf, aber war dann auch schon zu weit weg, um sich mit meiner kleinen Kamera zu erhaschen. Dieser hatte Mitleid mit mir!
Secretarybird (Sekretär), unverwechselbar: der einzige Greifvogel mit so langen Beinen
Auch er muss trinken
Kori Bustard (Riesentrappe)
Hatte ihn schon vermisst: Southern Yellow-billed Hornbill (Südlicher Gelbschnabeltoko)
Crimson-breasted Shrike (Rotbauchwürger), der sehr einfach zum Bestimmen war, leuchted seine Brust von weitem.

Wir haben noch nie so viele Oryxe und Strausse wie in diesem NP bewundern können.

Wie immer gab es auch Springböcke und Gnus.

Dass wir Kuhantilopen sahen, die sehr scheu sind, war ein Stopp wert.

Natürlich wissen wir, dass diese Tiere Nahrung für den „König der Tiere“ sind. Und da war er! Mit Familie!

Junges Männchen

Nicht nur wir waren begeistert von diesen majestätischen Tieren.

Einmalig ist es, wenn “neue” Tiere entdeckt und beobachtet werden können.

Ginsterkatze, die nachtaktiv ist

Nicht immer sind wir es, die die Tiere suchen. Manchmal bekommen wir Besuch wie hier von einer riesigen, uralten Schildkröte.

Nach diesen super schönen Tagen hieß es arbeiten. PCR-Test machen, Auto vom Kalahari-Sand befreien, einkaufen und noch vieles mehr. Auch dieses Mal war ich froh, negativ getestet worden zu sein, um zur Grenze fahren zu können. Die Ausreise dauerte nur 10 Minuten, dafür war die Einreise ein wenig schwieriger, weil die Zöllnerin noch niemals in ihrem Berufsleben ein “Carnet de Passage” gesehen hätte. Sie glaubte den Erklärungen von Niggi nicht, wie sie die Papiere abstempeln muss. Erst nach einigen Rückfragen bei ihren Kollegen sah sie ein, dass Niggi ihr alles richtig erklärt hat.

Dann kam die Immigration. Dort war wieder eine Frau am Schalter, die auch etwas dagegen hatte, uns ein Visa auszuhändigen. Sie meinte, sie könne großzügiger Weise uns für 7 Tage ein Einreisevisa geben. In Windhoek müssten wir im Ministerium für “Home affairs” für eine Visaverlängerung anfragen. So stempelte sie ein Kurzzeitvisa von 6 Tagen in unsere Pässe.

Warum haben wir immer mit Frauen an Schaltern Probleme? Wir schließen schon Wetten ab, wie zügig es voran geht.

Darum waren die nächsten Tage belegt mit Suchen des Ministeriums in Windhoek (ist im Bau), der Ausweichstelle (Container, diese Büros sind nicht für Visa zuständig) und dem Auffinden des richtigen Büros. Und wieder einmal wurden wir angenehm überrascht. Mit Hilfe von Passanten fanden wir die richtige Türe, freundlich wurden unsere Pässe eingefordert und ein paar Stunden später durften wir diese mit Visa für die nächsten drei Monate in Empfang nehmen. Super gelaufen!

Nun vertreiben wir unsere Zeit und bangen bis auf den nächsten Montag, denn da wollen unsere Tochter Simone mit Ehemann und deren drei Kinder nach Namibia kommen. Wir freuen uns riesig!!!

26.07.2021, Windhoek

Ich sitze auf einem Plastikstuhl auf dem Mercedes M+Z Motors Areal über mir das Schild „Costumers not allowed in the Workshop Areal“ und genieße die warme Sonne und die kühle Luft, während Niggi mit den Automechanikern unseren Mercedes Sprinter umkreist, diskutiert und mechanische Probleme erörtert. Keine Sorgen, bitte, unser Bänz hat nur kleine Probleme, wie das hintere Rücklicht reparieren, gebrochene Aufhängung des Dieselpartikelfilter zu ersetzen, und, wie kann es anders sein, die vorderen Stoßdämpfer zu wechseln, die wir erst erneuert haben. So sieht Niggi den Mechaniker zu und hofft ein klein wenig von ihnen zu lernen.

Wir sind seit letzten Freitag wieder in Afrika! Schwer war der Abschied von unseren Kindern und Enkelkindern, nicht einfach war es unseren Freunden „tschüss“ zu sagen. Wie schön war jedes Treffen und wie sehr wurden wir verwöhnt! Aber uns zieht es wieder weiter. Wie nah Fernweh und Heimweh in meinem Herzen beieinander liegen! Kaum sind wir in der Schweiz, dann träume ich von Reisen und sind wir in einem fremden Land gelandet, frage ich mich, wie es meiner Familie und Freunden geht. Ich vermisse sie.

Wann beginnt eine Reise? Mit dem Kauf eines Reiseführers? Nein, denn früher, las ich die ersten Seiten im Flugzeug mit einer nebeligen Vorstellung von dem Land. Überraschung war groß geschrieben. Die erste Nacht im Hotel war gebucht, so dass der Taxifahrer wusste, wohin er mich vom Flughafen bringen sollte, aber alles andere war mehr oder weniger offen. Vor allem keine Vorausplanungen, keine Reservationen, keine Verpflichtungen, die mich von Anfang festhielten und für Neues keinen Platz ließen, frei zu reisen, bleiben wie lange ich wollte, das Land fühlen in dessen Tempo. Auch mit der Erkenntnis nicht alle Highlights gesehen zu haben.

Also, startete die Reise für mich mit dem Kauf eines Flugtickets? Nein, denn die Flugtickets waren billiger, wenn man diese Monate im Voraus buchte und vor allem war in früheren Zeiten der Flug ausgebucht und bestimmte so, ob die Reisezeit um ein oder einige Tage kürzer war. Ärgerlich, nicht wahr?

Vielleicht begann die Reise mit dem Bauchgefühl, mit der Sehnsucht ein Land zu besuchen, in dessen Kultur einzutauchen, fremde Gerüche aufzunehmen, exotisches zu essen, den Sound zu hören, der Kitzel immer etwas Neues zu erleben.

Heute ist die Frage leicht zu beantworten. Eine Reise beginnt mit einer Anmeldung für einen PCR-Test und ist dieser positiv, so ist das Flugticket nutzlos. Man bleibt 14 Tage in Quarantäne zu Hause und fragt sich, wo habe ich die Viren aufgeschnappt oder stimmt das Testergebnis? Ist das Ergebnis negativ, werden die Koffer fertig gepackt und es kann losgehen. Zwischen Durchführung vom Test (Nasenbohren) und Nachricht des Testergebnisses vergehen Stunden mit Zittern und puren Stress, was mache ich, wenn …. Ich bin einer übermächtigen Macht ausgeliefert. Deshalb fühle ich mich vor dem Test krank, habe Schnupfen, Halsschmerzen und Kopfweh, aber kaum ist das Resultat bekannt, werde ich gesund.

Es ist kalt! Zwei Jacken halten mich warm.

Es war so schön unseren Bänz wieder zu sehen. Schnell war das Warten in der kalten Flughalle, das langsame Vorwärtsgehen in der Schlange zum Fiebermessen, Passkontrolle, PCR-Test-Abhacken vergessen, das Abholen hatte geklappt und bald konnten wir unser Gepäck in unser Auto verstauen. Noch den Einkauf erledigen, leider kein Bier, da Corona bedingt Alkohol von Donnerstagabend bis Montagmorgen nicht verkauft werden darf. Als nächstes fuhren wir auf dem Campingplatz von Düsternbrook, nur eine Stunde von Windhoek entfernt. Dann kam die Arbeit! Alles einräumen, was wir mitbrachten, altes neu sortieren. Ich fühlte mich reich. Was wir alles besitzen, kam mir in den Sinn. Ich brauche nichts mehr, um zufrieden zu sein.

Dürstenbrook

Am Sonntag machten wir durch die vertrockneten Berge eine kleine Trekkingtour. Wie grün wir Namibia in Erinnerung hatten! Nun ist alles braun, hellbraun das hohe Gras, dunkelbraun die Akazien, nur noch kleine Blätter erinnern daran wie der Baum vor vier Monaten ausgesehen hat.

Corona beherrscht das Leben mehr als je zuvor. Sechs Mitarbeiter im Management der großen Garage starben! Restaurants sind zu, nur für take-away offen, wenige Menschen, Autos sind auf der Strasse, ab 21:00 Uhr ist Ausgehverbot, die Malls sind leer, da nur Geschäfte geöffnet sind und der Food-Court geschlossen ist. Auf dem Campingplatz in Windhoek gibt es einige Touristen, aber die Deutschen fehlen, weil sie daheim in Quarantäne müssen, sie haben ihre Reise verschoben oder gecancelt. Touristen sind gern gesehen und dürfen im ganzen Land reisen.

Cotyledon (Schweinsohr)
Bleistiftbaum (Euphorbia)

Es ist wunderbar wieder Pflanzen und Tiere zu entdecken.

Eine kleine Eidechse kriecht aus ihrem Versteck.
Auf der Bagatelle Lodge leben auch zahme Kudus.

Nun sind wir auf dem Weg nach Südafrika. Wir durchqueren die Kalahari mit den roten Dünen.

Natürlich müssen wir einen Stop in der Bagatelle Lodge machen. Zu schön sind die Erinnerungen vom Januar.

Gute Nacht!

12.03.2021, Windhoek, Flughafen

Wir sind wieder einmal in Windhoek und ich möchte euch gerne von den letzten Highlights erzählen, aber jetzt komme ich in Schwierigkeiten, denn ein Highlight für mich ist nicht eines für euch. Das beste für mich in der letzten Zeit war der Kauf von Flugtickets in die Schweiz. Ja, wir fliegen heute am 12.03.2021 nach Zürich! Ich, wir freuen uns irrsinnig auf unsere Familie, auf unsere Freunde. Ich bin fast krank vor Sehnsucht nach unseren Enkelkinder und Kinder. PCR-Test (negativ), Vorbereitungen für das Abstellen unseres Bänz in Windhoek in ein Autohotel, 2 1/2 Tage putzen (Wüstensand überall), das Ganze machte mir nichts aus, Hauptsache ich kann meine Familie bald in die Arme schliessen. So hatte ich auch keine Zeit im Blogg weiter zu schreiben, denn neben dem Organisieren und Putzen auf dem Campingplatz in Windhoek „mussten“ wir mit Touristen (hauptsächlich mit Schweizern! und Deutsche) viel palavern, quasseln und berichten. Waren wir bis anhin gewöhnt, alleine auf Camptingplätzen zu sein, war es hier fast voll von Touristen.

Ein anderes Highlight war der Besuch vom Etosha NP. 7 Tage fuhren wir von West nach Ost und versuchten Tiere zu entdecken und zu besichtigen. Kaum Touristen trafen wir auf den Campingplätzen oder auf den Straßen. Wir waren allein im Park, der die Grösse von der halben Schweiz hat. Ich weiss, gar nicht was Namibier von der Schweiz denken, denn wenn wir uns auf den Campingplätzen anmeldeten, dann meinten die Rezeptionistinnen, natürlich Schweizer. Und wirklich, von den 4 Autos auf dem Campingplatz waren zwei aus der Schweiz, ein anderes aus Deutschland. Die Tiere waren gar nicht mehr Autos gewöhnt, so dass sie nicht scheu und eher neugierig auf uns reagierten.

Ein schwangeres Oryx Weibchen ist am Morgen erstaunt, dass wir vorbei fahren
51 ! Oryx genießen die Mittagszeit. Ein paar Springböcke suchen Schutz bei den Spiessböcken.
Immer wieder kreuzten Steppenzebras unseren Weg.
Und plötzlich liegen zwei Löwinnen am Straßenrand und lassen sich nicht bei ihrem Nickerchen stören.
Ein junger Schabrackenschakal überquert seelenruhig die Strasse.
Zwei Blackfaced Impala, Mutter und Kind, schmusen miteinander.
Sicher war es für uns ein besonderes Erlebnis eines der sehr scheuen Nashörnern fotografieren zu können.
Eines der vielen Giraffen, die uns über den Weg liefen.

Natürlich interessierte ich mich für die vielen verschiedenen Vogelarten. Niggi musste immer wieder anhalten, damit ich den Vogel bestimmen und in meiner Liste eintragen konnte. Was nicht so einfach ist, denn diese hatten nicht immer die Geduld und waren schneller weggeflogen, bis ich sie zuordnen konnte. Aber immerhin bin ich jetzt 150 Vögel bestimmt.

Doubled-Banded Sandgrouse
Purple Roller
Black Korhan, Niggis Lieblingsvogel. Er passte am Wegesrand erhöht auf einem Stein uns ab und begleitete uns laut zetern bis er genug hatte.

Natürlich haben wir noch viel mehr verschiedene Tierarten fotografiert, aber Niggi meinte, mehr kann ich euch nicht zumuten. So will ich euch noch ein paar Landschaftsbilder zeigen.

Eigentlich hat es diesen namibischen Sommer sehr viel geregnet und alle Farmer waren froh. Auch wir, hatten wir eine grüne Wüste gesehen und Gnus, die aus Etosha NP in den Süden auswanderten. Nur in Nordwesten von Namibia, an der Grenze nach Angola, hat es fast nichts geregnet. Auch in Angola fiel dieses Jahr der Regen aus, so dass die Stauseen und Flüsse wie der Cunene zu wenig Wasser führen. Alle andere Stauseen sind 100 % gefüllt, was als Ereignis gefeiert wird.

So waren wir ein wenig enttäuscht, als wir den Epupa Wasserfall besuchten. Was für ein kleiner Rinnsal! Eigentlich donnern hier riesige Wassermassen vom Cunene herab.

Von der Angola Grenze ging es wieder südwärts und wir besuchten den Waterberg, einen speziellen Tafelberg, wo wir wandern wollten. Müssen wir doch für die Schweizer Berge trainieren!

Nun sind wir am Flughafen und stehen am Gate, wartend auf unseren Flug. Leider muss ich aufhören und freue mich, euch die vielen anderen Fotos in der Schweiz zu zeigen.

Bis bald!!!

21.02.2021, Cornie Camp, Nähe Epupa Falls, Grenze Angola

Heute ist Sonntag und wir haben nach fast 2 Wochen Wüste entschlossen einen Ruhetag am Fluss Kuene einzulegen, chillen, schreiben und Wäsche zu waschen.

Nach Swakopmund ging es weiter der Küste entlang zu der zweit größten Robbenkolonie (Arctocephalus pusillus) an der Südafrikanischen Küste, wo sich nur bis zu 100 000 Tiere sich in einer Bucht tummeln. Die größte Kolonie ist in Südafrika mit einer halben Million ! Tiere.

Schon von weitem haben wir das wie Ziegen Gemeckere anhörende Rufen der jungen Seehunde vernommen und vor allem den Geruch der Tiere wahrgenommen.

Sich Sonnen nach einem Tauchgang im eiskaltem Benguelastrom tut gut!
Wo ist meine Mami?
Endlich darf ich trinken!

Auf der Fahrt von der Küstenwüste in die Landwüste begleiteten uns Welwitschias, die hier scheinbar ihren Traum an Lebensbedingungen gefunden haben, viel Platz, viel Sonne und viel Nebel, keine Konkurrenz.

Größte Welwitschia mirabilis die wir entdeckten!
Blühende weibliche Welwitschia, welch ein Glück sie zu finden!
Blätter so dick und hart, dass selbst hier in der Wüste kein Tier sie anknabbern möchte.
Eine besonders schöne Welwitschia mirabilis in der Abendsonne.

Wenn wir Tiere der Wüste sehen und beobachten können, dann fällt mir der Film von Walt Disney „die Wüste lebt“ ein, der mich als Kind sehr beeindruckte.

Klippschliefer (Procavia capensis)
Plötzlich flogen an die 30 Braunadler um uns!

Schon früher lebten hier Menschen vom Stamm, der Damara und San, als Jäger oder später auch als Nomaden mit ihren Tieren. Ihre Felsmalereien und Felsgravuren geben uns ein wenig Hinweis, wie sie damals gelebt und welche Tiere sie gejagt haben.

Oryx, gut an den Hörnern zu erkennen. Schön auf dieser Darstellung ist auch der lange Schweif des Tieres zu sehen!
„White Lady“, ich finde die Bezeichnung richtig. Warum soll nicht einmal eine Frau, Wert gewesen sein, als Schamanin oder Hirtin abgebildet zu werden?
Felsgravuren mit Fußabdruck! Soll der Fuß die Unterschrift des Künstlers sein?
Beweis, dass die damaligen Bewohner auch gerne reisten: ein Pinguin von der Küste.
Nicht ein Löwe, sondern ein Mann, der sich als Löwe verkleidet hat, um Jagdbeute zu erbitten. Oder sich zu bedanken? Gut erkennbar, dass es sich um einen Menschen handelt, sind die 5 Zehen und der überlange Schwanz.
Zum Glück haben schon andere Menschen die Gravuren in der Wüste entdeckt! Übrigens ein weiteres UNESCO World Heritage können wir abhaken.

Und dann ging es wieder einmal auf 4×4 Routen weg von jeder Zivilisation hinein in die Einsamkeit der Wüste und ein weiteres Abenteuer stand uns bevor.

Zuerst erfreuten wir uns an das sprießende Grün!

Nach 2 Tagen kamen wir in das Hoanib Valley. Die Route führte direkt im Flusslauf des Hoanib weiter, was in der Wüste normal ist, weil ja Flüsse selten bis kein Wasser führen oder weil die Flussläufe prähistorisch entstanden waren. Da es aber im Januar so stark geregnet hatte, war die Piste zugewachsen und kaum zu erkennen. Schilf, höher als unser Auto musste durchquert werden. Und plötzlich ging es nicht mehr weiter. Ein riesiger, tiefer See im Flusslauf versperrte uns den Weg. Also zurück, neue Route finden. Aber immer wieder erwiesen sich die neuen Routen als Sackgassen. Berge rechts und links verengten das Tal. Was jetzt? Wie kommen wir aus dem Tal? Zum Glück sahen wir eine neue Route auf der Landkarte, die auch aus dem Tal führte, nur mit 50 km Umweg. Eigentlich nicht schlimm, nur waren wir mit wenig Sprit von der letzt möglichen Tankstelle gefahren, damit wir nicht zu viel Gewicht mitführten. Schaffen wir die 50 km Umweg? Selbst Niggi runzelte die Stirn und atmete tief ein und aus. Es bleibt uns nichts anderes übrig, meinte er. Also zurück zur Abzweigung! Aber denkste, so schnell ging es dieses Mal nicht, denn Niggi, schon leicht müde, es war auch schon 36° heiss, machte im Sand einen Fehler und schon steckten wir fest. Nun hieß es in der Hitze, Räder ausbuddeln, Sandbleche legen, 1 m fahren, Sandbleche finden, Sandbleche ausgraben, Sand von den Rädern schaufeln, Sandbleche platzieren, 1 m rollen, Sandbleche suchen, …… Das ganze Spiel wiederholten wir fünf mal.

Nach 2 Stunden war es geschafft! Nun konnten wir zurück fahren. Da, was hören wir? Ein Landcruiser kommt uns entgegen, Einheimische auf unsere Route. Wir berichten von dem Problem „See“ und er meint, er wisse vielleicht eine versteckte, zugewachsene Route. Wir sollen doch nachfahren. Und wirklich, durch Schilf, Busch kämpfend erreichen wir wieder die Route. Einmal mehr schwörte ich mir, keine abgelegenen Pisten zu fahren.

Kaum waren wir auf der Piste, musste der Reifen von unseren Helfern gewechselt werden. Gerne helfen wir dieses Ungemach behelfen.

Nun schnuppern wir angolanische Luft und bewundern die Landschaft, die Natur. Der Fluss bildet die von Menschen gezogene Grenze.

Hier stimmt der Name des Gebirges: Zebraberge
Halbzahme Stachelschweine werden in einem Camp gefüttert

11.02.2021, Swakopmund

Gestern war ein toller Tag für mich! Mein Bruder organisierte eine Videokonferenz und meine ganze Familie nahm teil! Früher erhielten wir ab und zu einen Luftpostbrief, den wir nach langem Anstehen in der Hauptpost in einer Hauptstadt unter „poste restante“ in einer Kiste fanden oder auch nicht, sortiert in der Abteilung „Mr, Mrs, Herr, Frau, Familie, Niklaus, Sibylle, An“ unter dem strengen Blick der Postangestellten.

Danach speisten Niggi und ich fürstlich: bayerisches! Krustenbrot mit deutscher Butter, Gelbwurst oder Metwurst, mit Essiggurken und Senf! Klingt für euch allen selbstverständlich, für uns einmalig. Das geht nur, weil wir in Swakopmund sind, dem südlichsten deutschen Badeort, wo wirklich mehrheitlich deutsch gesprochen wird und in den Supermärkten Rollmops und Sauerkraut verkauft wird. Die Geschichte ist hier ein wenig stehen geblieben oder anders verlaufen als im restlichen Namibia.

Vom Oranje-River fuhren wir nach Oranjemund, dem südlichsten Punkt an der Küste von Namibia, ein Ort, der seit einiger Zeit wieder als Tourist besucht werden darf und nicht mehr als Sperrgebiet gilt. Der Fluss Oranje hat Diamanten von Südafrika seit Jahrhunderten mitgeführt und an seiner Mündung abgelagert, die jetzt hier gesucht wird, natürlich streng von der staatlichen Diamantenförderungs-Gesellschaft. Unser Auto wurde auch nach Diamanten durchsucht, aber wer kann diese schon finden!

Ein Sperrgebiet hat auch Vorteile, Orynx dürfen nicht gejagt werden und können sich auf dem Spielplatz vergnügen

Der Benguela Strom, der von der Antarktis kommend an der Küste von Namiba entlang strömt, führt sehr kaltes Wasser mit, das sauerstoff- und nährstoffreich ist, aber dazu führte, dass eine riesige Wüste an der Küste entstand. So tummeln sich Pelikane, Flamingo, African Pinguine, Damara Seeschwalben, Südafrikanische Seerobben am Strand, gleichzeitig findet man Wüstenpflanzen und ich war wieder in meinem Element, beobachten, bestimmen und auflisten.

Mesembryanthemum

Wenn wir reisen, dann befassen wir uns auch mit der Geschichte des Landes. Die Deutschen haben sehr stark ihre Spuren im Bau der Küstenstädte hinterlassen. Es ist selten, dass man in Afrika so schöne Städtchen wie Lüderitz oder Swakopmund mit Häusern um 1900 errichtet, geschmückt mit Jugendstilelementen, findet.

Lüderitz
Strasse in Lüderitz
Keine Seltenheit deutsch beschriftete Häuser
Swakopmund
Swakopmund
Wunderschön verziertes Haus in Swakopmund

An der Uni Zürich hatte ich als Diplomarbeit den täglichen Temperaturverlauf bei Lithops erforscht. In einer riesengrossen Klimakammer auf dem Dach des Instituts im Botanischen Garten hatte ich die mit Temperaturfühlern gespickten kleinen Pflanzen den namibischen Wüstenklima ausgesetzt, am Tag unter sengender Sonne und in der eiskalten Nacht unter sternklaren Himmel. 40 Jahre danach wollte ich diese Pflanzen in ihrem Lebensraum finden. Zuerst besuchten wir das „Lithops Research and Conservation Foundation Center“ in Alte Kalköfen. Eine wahre Pracht an südafrikanischen und namibischen Lithops.

Lithops, hier ganz einfach zu finden. Sie werden auch lebende Steine geannt, so einmalig sind sie in ihrer Umgebung getarnt.

Auf einer Farm, wo wir übernachteten, erzählten wir ihnen von meinem Interesse an Pflanzen, insbesondere an Lithops. Sie meinten, natürlich kennen sie diesen Enthusiasmus an Lithops, hätten sie doch auch Lithops auf einer Ebene ihrer 16 000 ha grossen Farm, nur wüssten sie nicht, ob die Lithops die 7! jährige Trockenzeit überlebt hätten, aber da es ja diesen Januar wieder einmal ! geregnet hätte, könnten sie sich vorstellen, dass wir eine Pflanze finden könnten. Und wirklich unsere Schatzsuche hatte Erfolg!

Nach einer Stunde unter brennender Sonne auf dem Feld der Farm habe ich zwei ganz junge Pflanzen gefunden!

Jetzt geht es nordwärts Richtung Etosha Nationalpark!

30.01.2021, Oranje-River, Noordoewer

Juhu, der 100. Vogel wurde von mir bestimmt und ist auf meiner Liste gespeichert worden! (Ich weiss, für jeden Ornithologen ein pipifax!) In Äthiopien hatte ich mir drei Apps, nämlich eMammals, eTrees, eBirds vom südlichen Afrika heruntergeladen und seit dem wird beobachtet, bestimmt und in Listen gespeichert. Niggi findet es manchmal zu viel des Guten, wenn er mal wieder ein Bremsmanöver einleiten muss, wenn ich ein Tier, eine besondere Pflanze am Wegrand sehe, aber er freut sich auch, wenn wir das Lebewesen benennen können und gibt den Tieren oft einen neuen Namen, wie zum Beispiel für den Northern Black Korhan (Weissflügeltrappe), der bei Störung auffliegt und laut zeternd mitfliegt, bis er seine Meinung genügend kundgetan hat und abdreht, den nennt er Reklamirie.

Ist er nicht farbenprächtig? Southern Red Bishop (schon der Name!), auf deutsch Oryxweber. Ein so schönes Männchen kann nicht nur ein Weibchen haben, nein bis zu sieben zählt sein Harem.

Auch die Nester der Sociable Weaver (Siedelweber) bewundern wir immer wieder. Selbst in Köcherbäumen, Aloe dichotoma, werden riesige Einfamilienreihenhäusernester gemeinsam gebaut, zusammen wird auch gegessen, aber geschlafen wird getrennt!

Sociable Weaver mit leicht hellblauen Schnabel und schwarzer Gesichtsmaske
Da brauchen sie gute Ortskenntnisse, dass sie ihr Nest finden

Wir sind am Oranje-Fluss, dem zweit längsten Fluss Afrikas, an der Grenze zu Südafrika. Wir könnten über den Fluss waten, schwimmen und dann wären wir in einem anderen Land, aber tun es natürlich nicht, denn in Coronazeiten verstehen die Behörden keinen Spass. Uns kommt es wie in Tatschikistan vor, als wir nach Afghanistan über den Punjab sehen konnten und den Menschen zu winkten, aber die Gemeinschaft der Menschen wurde politisch von dem Fluss getrennt.

Auf unsere Fahrt hierher, mussten wir natürlich wie es sich für Schweizer gehört den Vulkan Brukkaros besteigen, der sich aus einer Ebene erhebt, die nach dem vielen Regen blüht. Welche Pracht!

Um 6:00 Uhr machten wir uns auf den Weg, denn um 10:00 Uhr erreichte das Thermometer schon die 30° Marke und dann wurde es so heiss, dass ein gemütliches Wandern nicht mehr möglich war. Außerdem bläst der Wind so stark, dass man mit dem Trinken nicht mehr nachkommt.

Das nächste Highlight war der Köcherbaumwald in der Nähe von Keetmanshoop. Da kann man ja nicht vorbei fahren, oder? Auf steinigem Untergrund, kaum Wasser, junge, alte Pflanzen, nicht mehr zum Zählen, sehr frühmorgens wandern und bestaunen und dann geht es schon weiter.

Langsam wird es richtig heiss. Der Morgen ist angenehm kühl, aber gegen Mittag wird es 40° heiss, so dass wir die Klimaanlage im Auto schätzen. Erst gegen Abend um 6:00 Uhr kühlt es sich ab. Nach der abendlichen Dusche muss man sich ganz schnell abtrocknen, sonst wird das Badetuch nicht nass.

So bewundern wir den Fish River Canyon, den zweit größten Canyon der Welt nach dem Gran Canyon in den USA, am Vormittag, wenn das Licht noch nicht so grell ist und vor allem, wenn es noch nicht so heiss ist. In den Canyon zu steigen, ist von November bis April strengstens verboten, schon viele Menschen sind dann verdurstet. Vorsichtig schaue ich 500 m hinab. Weil es so stark regnete, führt der Fluss Wasser, nicht klar, sondern mit viel Sediment.

Heute konnte ich mich im Oranje-Fluss abkühlen und morgen geht das Abenteuer weiter. Wir wollen eine Kanufahrt unternehmen, natürlich mit Guide.

Abendstimmung im Köcherwald

24.01.2021 Maltahöhe

Schon wieder Blumen! Aber wir konnten gestern Namibias einzigartiges kurzlebiges Wunder mit Staunen betrachten.

Wir verliessen schon früh morgens den Campingplatz und schon am Eingang musste Niggi anhalten, die Königin der Nacht (Cereus jamacaru) blühte noch! Eine Nacht lang öffnet sie ihre Blüte und dann ist es vorbei! Welches Glück ich doch hatte. Übrigens es ist ein eingeschleppter Kaktus aus Südamerika.

Dann, kaum aus Windhoek heraus, musste Niggi schon wieder eine Vollbremsung einleiten: Ammocharis coranica (Erdlilie) aus der Familie der Amaryllis. Und das am Straßenrand! Und nicht nur eine!

So fuhren wir endlich weiter und erreichten gegen Mittag Maltahöhe, die nicht nach der Insel Malta benannt wurde, nein denkste, ein Kommandant der deutschen Schutzgruppe wollte seine Ehefrau Malta verewigen. Das nenn ich Liebe!

Und da war es! Auf einer Farm kann man das weisse und rosafarbige Wunder auf einem Gebiet von 700 ha! ca. fünf Tage bewundern. Danach sind die Blüten verblüht und verschwinden, bis vielleicht im nächsten Jahr zur Regenzeit, aber nur dann, wenn es mindestens 30 mm Wasser nach einem kurzen und heftigen Gewitter auf der Ebene stehen bleibt. Also nicht jedes Jahr!

Und wir konnten es erleben, betrachten, bewundern, bestaunen.

Und hier ist sie!

Crinum paludosum (Amarylilis)
So weit das Auge reicht!

Wir waren nicht allein!

Es roch nach Holzkohle, gegrilltem Fleisch, so wie es die Namibier lieben.

Und überall kann man spielen!

Und das schönste! Keiner weiss warum, wieso diese Pflanze sich hier so wohl fühlt, dass sie sich seit Jahrhunderten hier vermehrt.

22.01.2021, Windhoek, Teil 2

Ja, Welwitschia mirabilis ist etwas besonderes und selbst Niggi fand es phantastisch, sie zu sehen, nur er meint 100 Fotos sind für den Blogg zu viel. So möchte ich euch nur noch zwei zeigen.

Welwitschia braucht auch Wasser zum Leben, so hat sie eine Pfahlwurzel wie eine Karotte, die tief in die Erde geht und oberflächliche Wurzeln, die wie ein Netz um die Pflanze gehen, um den Tau am morgen aufnehmen zu können. Der Nebel von der Küste schlägt sich auf ihre 2 Blätter, sie besitzt nur diese, und auf den Sand nieder. Dieses Wasser langt ihr! für ihr jährliches Wachstum von 4 mm bis 4 cm.

Kondensierter Tau auf einem Blatt
Letzter Blick auf das Welwitschia mirabilis Tal

Das nächste Ziel hieß: weiter die Namibwüste erkunden. So fuhren wir zu einem Arche, der von Wind geschaffen wurde. Ein weiteres Wunderwerk der Natur!

In der Nähe gab es ein „rock sculpture trail“, Skulpturen, die durch Wind und besonderer Gesteinsart entstanden sind. Natürlich mussten wir diesen ablaufen, kann man doch auf diese Weise besser Wüstenpflanzen entdecken, nicht wahr?

Eine andere Aloeart, kurz vor der Blüte
Sieht wie ein Kaktus aus, ist aber eine Hoodia gordonii
Durch dieses enge Loch in der Blüte muss die Fliege zum Bestäuben gelangen
Junger Köcherbaum, vor dem Verzweigen
Und dann kann man sich nur wundern, wie sie auf Felsen stehen können
Ein kleiner Gecko

Habe ich euch nicht erzählt, dass es regnet? Es regnete so stark, dass der berühmte Sossusvlei Canyon, der mitten in den Sanddünen liegt, überschwemmt wurde und tagelang nicht befahrbar war. Nichts wie hin, entschlossen wir uns, denn nach dem Regen kommen die Pflanzen und mit den Pflanzen kommen die Tiere!

Auf dem Weg zum Canyon überquerten wir den Wendekreis des Steinbocks. Das ist unser südlichster Punkt der Erde auf all unseren Reisen, südlicher waren wir noch nie!

Der Eingang vom Dorf Solitaire liegt verlassen. Außer einer Tankstelle, einem kleinem Hotel gibt es eine Bäckerei und dort gibt es einen super leckeren Apfelkuchen!

Und dann sahen wir die grüne Wüste! Einfach einmalig! Wie grüner Nebel schwebte das grüne Gras über dem Boden. Richtig kitschig!

Und dann entdeckten wir die Orynx
Genüsslich knabberten sie am frischen Gras
Sossusvlei unter Wasser
Auf eine Düne zu klettern ist ein besonderes Erlebnis, zwei Schritte vorwärts und ein Schritt zurück rutschen. Das geht schön in die Wadeln!
Rundherum Wasser!
Eigentlich sieht die Wüste so aus wie das Death Vlei! am Ende des Canyons
Und schon nach ein paar Tagen ist der Boden getrocknet

Nun sind wir in Windhoek wieder einmal gelandet und haben unserem Auto einen grossen Service gegönnt, Wäsche gewaschen und für die nächsten Tage eingekauft. Morgen geht es südwärts und wir sind schon gespannt, was auf uns zukommt. Wir freuen uns schon riesig!