27.1.24, Djanet

Wir sind in der Oasenstadt Djanet, im Süden von Algerien, im Länderdreieck von Algerien, Libyen und Niger. Und wieder stürmen Erinnerungen ein, wie es damals vor 44 Jahren war, als wir von Libyen einreisten, weil wir von Libyen aus nicht südwärts in den Tschad einreisen konnten/durften. Beide Staaten hatten Krach miteinander, wie üblich… Die Ausreise nach Algerien verlief damals ohne Probleme und auch die Einreise konnten wir ohne Schwierigkeiten meistern. Natürlich wollten wir gerne in einer Oasenstadt wie Djanet Gemüse einkaufen. Nix da! Selbst Datteln gab es nicht! Obwohl diese Früchte im Winter geerntet werden. Nur einmal sahen wir Männer mit Eier aus einer Nebenstrasse kommen. Niggi legte einen Stopp ein, ich sprang aus unserem Landrover heraus und ging im Gegenstrom von den Eiermänner zu einer Garage, wo Eier verkauft wurden. Die Pfannkuchen am Abend waren köstlich! Danach buchten wir mit einem belgischen Päarchen eine Treckingtour zu den berühmten Felsbildern. Auf das Wiedersehen dieser sensationellen Zeugnisse von der Sahara, die vor 4000 – 10000 Jahren subtropisch war, freuen wir uns jetzt schon!

Djanet, wir kommen!

Heute ist das alte Djanet verlassen und die Menschen leben in neu errichteten Siedlungen. Alt-Djanet wird für Touristen wieder aufgebaut, die Idee vom Ballenberg-Museum gibt es überall auf der Erde.

Einzig die vielen Dattelpalmen zeigen uns, dass wir in der richtigen Oase angekommen sind.

Heute geniessen wir einen Cappuccino mit Millefeuile und beobachten Cafėbesucher.

Touareg beim Kaffeeklatsch!

Gab es damals ausnahmsweise Eier, so kann man heute alles erstehen, was das Herz begehrt: Fleisch, Kutteln, Früchte, Gemüse, Datteln und UHT-Milch!

Es geht uns gut und wir werden vom Koch und seiner Crew von unserem algerischen Reiseunternehmen jeden Tag verwöhnt. Jeden Mittag zaubern sie riesige Platten von Salate her und in einem riesigen Dampftopf werden Eintöpfe gekocht. Und das für 32 Touristen, die Crew nicht mitgezählt! Dazu haben wir einen deutsch sprechenden Guide, der uns sicher durch das Gelände führt.

Nach dem Essen gibt es den obligatorischen Tschai (starker Grüntee) mit viiiel Zucker! Alles wurde auf Holzfeuer gekocht. Zuerst hatte ich Angst, das der Durchfall in der Gruppe weitergereicht wird. Aber nichts da, keiner klagte über Darmschwierigkeiten.
Unser deutschsprechende Guide Salam, der sehr gut Deutsch kann, aber noch nie in einem Deutsch sprechendem Land war.

Zuerst mussten wir die Hürde „Grenze Tunesien/Algerien“ (19.1.24) überwinden. Wie es auch vom deutschen Reiseunternehmen vorausgesagt wurde, brauchte das Prozedere einen ganzen Tag. Ich habe die tunesischen und algerische Zollbeamten bewundert, die den ganzen Tag über riesige Schlangen von PKWs auf beiden Seiten der Grenze kontrollieren und abfertigen müssen. Junge Burschen mit den ältesten, klapprigsten, mit Schnüren zusammengehaltenen Autos fahren täglich mehrmals hin und her und es stinkt nach auslaufenden Benzin, die auch die Strasse rutschig macht. An scharfes Bremsen dürfen die Fahrer gar nicht denken! Warum machen sie das? Der Benzinpreis ist in Tunesien 3 mal so teuer. Also wird in Algerien die erste Tankstelle anvisiert, voll getankt und vielleicht auch noch 2-3 Kanister gefüllt. Dann geht es zurück nach Tunesien und beim ersten Unternehmen wechselt das Benzin den Besitzer. Und dann wiederholt sich das gleiche Prozedere von neuem: leer nach Algerien, voll zurück nach Tunesien. So kann ein Fahrer 3-5 mal die Grenze am Tag wechseln. Und das ist alles legal! Unfälle, Streitigkeiten sind an der Tagesordnung, die Nerven sind gespannt, wie oft schafft man an diesem Tag den Grenzübergang? Je öfters, desto höher der Gewinn.

Ein tiefes Loch, nicht gesehen und schon ist das schon fast nicht mehr fahrtüchtige Auto noch mehr lädierter. Zum Glück ist das auf der Fahrt nach Algerien passiert, das Auto und der Tank war leer.
Auch dieses Auto fährt noch!

Von der Grenze rollten wir auf super Strassen 1200 km nach Süden Richtung Djanet. Eine kleine Extratour ins Gelände liess einige unserer Teamkollegen off-Road üben. Dazu gehört auch durch sandiges Flussbett fahren, einsandeln, Luft aus Reifen lassen, später wieder Reifen aufpumpen, (zum Glück gibt es Kompressoren!), Sanddünen erklimmen und wieder herunterdriften.

4 Mercedes Sprinter, die besten für off-road in der Wüste

Aber die Gegend war wunderschön und das lange Warten auf die anderen, weil sie wieder einmal eingesandet waren, im Konvoi fahren gehört bei so einer grossen Gruppe von Selbstfahrern dazu! Wurde uns gesagt! Aber wäre es nicht zu überlegen, dass wir versetzt fahren könnten?

Schön brav hintereinander durch die Wüste tuckeln
Ein Leckerbissen für die Wüstenraben
Schmutzgeier, wartet er auf uns?

Und dann haben wir die ersten Felsbilder bewundert!. Traumhaft!

Mufflon
Natürlich müssen wir manche Tiere erraten. Sind das nicht Flusspferde, die vor 8000 Jahren hier in Flüssen gelebt haben?
Später haben die Menschen Rinder gezüchtet
Felsmalereien findet man unter Felsüberhänge und über dem Tal. Von dort waren die Menschen von den wilden Tieren geschützt und hatten gute Weitsicht. Am Boden kann man die „Kochstellen“ sehen.

Natürlich lieben wir unseren Bänz und diese wundervolle Landschaft!

18.1.24, Tozeur – an der algerischen Grenze

Langsam kehrt der Frühling in Tunis ein. Wir freuen uns an die ersten Narzissen im Garten.
Für lange Zeit wird das Museum in El Djem das letzte römische Museum sein, das wir besuchen. Zum Glück für diejenigen, die sich schon fragen, wo bleiben die Wüstenabenteuer? Nur eine kleine Auswahl kann ich hier zeigen. Leider, schade für euch! Aber Tunesien ist so ein schönes Land und einfach zu bereisen, vielleicht möchte jemand von euch diese Wunderwerke life sehen.

Wir haben in Tunis am 7.1.24 unsere Gruppe „Abenteuer Touren Allrad“, insgesamt 15 Wohnmobile mit 3 Begleitautos, getroffen. Zuerst mussten wir Namen der Fahrer und Beifahrer (-innen) und dazu gehörige Monsters auswendig lernen. Es war nicht einfach, das muss ich gestehen, trotz Jahrer langer Übung am Schulbeginn und nach den immer wieder kehrenden Ferien, da sich einige gar nicht zeigten und wir so zum Elefanten seine zugehörige Mahut nicht vor Gesicht bekamen. Bei einem Päarchen entdeckten wir erst nach 3 Tagen, dass sie einen Hund dabei haben. Armer Hunde, der so ein Geschüttel und Gerüttel aushalten muss! Zum Glück hat unser Bänz mit 3 weiteren Mercedes Sprinter Freundschaft schliessen können. Einer aus dem Raum Zürich und hier gibt es sicherlich kein Kantönligeist! Und zwei aus Obwalden, Sarnen, Wilen! Wir bilden eine Gruppe und verstehen uns glänzend.

Manchmal, immer wieder, immer öfters, müssen wir in Konvoi fahren, damit kein Schäfchen verloren geht.
Hier in Matmata waren wir vor 24 Jahren mit unseren Freunden Christa und Dominik. Damals hoppelten wir mit unseren Freunden mit unseren Landrovers über das Gebirge mit 20 km pro Stunde. Heute führt eine super Asphaltstrasse zu diesem Ort. Man muss richtig aufpassen nicht zu schnell in den Kurven zum Berg hinaufzufahren.
Ein kleiner Grössenvergleich unserer rollenden Häuser.
Die ersten Bewohner Tunesiens, Algeriens und Marokkos waren Berber, die vor den herannahenden kriegerischen Araberstämmen in die Berge flohen. Hier in Tunesien bauten sie sogar ihre Häuser in die Erde, damit die Feinde ihre Häuser und ihre Besitztümer nicht so schnell fanden. Ausserdem hatte es einen tollen anderen Effekt: im heissen Wüstensommer war es kühler und die Vorräte waren haltbarer.
Überall am Strassenrand werden Wüstenrosen verkauft.
Und dann sind wir im Sand. Es ist schon komisch. Wenn wir an Wüste denken, stellen wir uns Sand vor, da weil besteht nur 20% der Sahara aus Dünen, Sand.
Aber es ist schön! Bezaubernd! Jede Spur wird vom Wind beseitigt. Nichts besteht dauerhaft.
Und plötzlich gibt es ein Café
mit kühlen Bier! Was sein muss, muss sein. Nichts hält uns zurück!
Am Abend gibt es ein Folklore Abend, Brotbacken im heissen Sand. Zuerst wird Holz auf einer kleinen Sandkuhle verbrannt, so dass der darunter liegende Sand ganz heiss wird. Währenddessen wird Brotteig aus Mehl, Wasser, Salz geknetet und mit Händen ausgewalzt. Dann schiebt der „Bäcker“ die noch glühende Holzkohle und Sand beiseite, legt das runde Brot auf den Sand, schiebt heissen Sand und Holzkohle darauf. Nach 10 Minuten Backzeit kann das Brot verzehrt werden. Mir hat es geschmeckt.
Ach, endlich mal wieder einmal ein wenig wandern! Durch eine kühle Schlucht
mit Wasser!
Auf nach Algerien!

Wir sind an der Grenze nach Algerien und müssen warten. Warum? Ist so! Ich benutze das restliche tunesische WLAN, um euch zu schreiben. Wann wir algerische Simkarten erstehen können, wissen wir nicht. Also keine Sorge, wenn es bis zum nächsten Bericht etwas länger dauert!

8.1.2024, Tunis

Unsere kleine Rundreise durch Tunesien ist zu Ende. Wir sind wieder in Tunis angekommen und sahen uns die Stadt und die nähere Umgebung ein wenig an. Am Sonntag, gestern, den 7.1. trafen wir die Abenteuer Touren Allrad Gruppe, wie geplant, und ab jetzt müssen wir nach der Pfeife unserer Gruppenleitung tanzen. Meeting um 13:00 Uhr, freier Halbtag, Tourprogramm, gemeinsamer Übernachtungsplatz, … Wir planen nicht mehr, sondern es wird uns mitgeteilt, wie der Tag zu verlaufen hat. In unseren nächsten Beiträgen werdet ihr mehr von unseren absolut neuen Erfahrungen, mit einer Gruppe zu reisen, berichten.

Unsere Rundreise vom 12.12.23-7.1.24.
Es gibt manchmal auch sehr böse Überraschungen an einem Morgen. Wasserleitungsbruch! Und das in der Halbwüste auf Djerba!
Natürlich müssen die Camper zusammenhalten und eifrig die neue Situation diskutieren. Übrigens, das Wasser war kalt!

Lange standen wir nicht im Wasser! Schnell fuhren wir los in trockene Gefilde, nach Douz, in die Stadt, wo die Sahara beginnt. Dorthin wollten wir sowieso, denn wenn wir schon die Sahara erkunden wollen, dann ist das Sahara Festival genau das richtige, um die Kultur der Wüste zu erleben.

Die Oase ist ein kleines Städtchen mit ca. 30 000 Einwohner, das aber während des Festivals von Besuchern überquillt.
Während des Festivals werden Pferde festlich geschmückt und stolz herumgeführt.
Es geht wie auf dem Jahrmarkt oder der Älplerchilbi zu: Ausrufer, die ihre Ware anpreisen,
der wilde Mann aus Afrika tanzt zu Pfeifen und Trommelwirbeln
und der Kobrabeschwörer lässt seine Schlange erstarren. Die Schlange, die nicht folgt wird kurzerhand in die Kiste geworfen und eingesperrt.
Natürlich darf ein Kamelrennen nicht fehlen.
Es ist gerade Dattelernte und so wird überall frisch geerntete Datteln verkauft. Einfach himmlisch, diese Früchte! Wir sind schon ganz süchtig. Jeden Abend, und ich schwindle nicht, gibt es Orangenschnitze mit Datteln, ein Gedicht!
Es hat ja erst vor kurzem geregnet. Trotzdem ist es eine Sensation einen kleinen Wasserfall in der Wüste zu erleben.

Auf der Rückfahrt nach Tunis wollen wir noch Kairouan ansehen, die spirituelle und religiöse Hauptstadt Tunesiens. Nach Mekka, Medina und Jerusalem ist sie sogar die viertheiligste Stadt. Wir waren schon vor Jahren hier, aber natürlich wollen wir die älteste und grösste Moschee Tunesiens nochmals besichtigen.

Aber zuerst müssen wir dorthin gelangen! Wir wählen die Hauptstrasse, aber weil es Sonntag ist, herrscht Markt auf der Hauptstrasse und wir fahren im Schritttempo in die Innenstadt.

Und dann steht sie vor uns, die „Grosse Moschee“.
Das Minarett, hier vom Innenhof aus gesehen, gilt als das älteste in Nordafrika.
Der Gebetssaal ist riesig und ein Wald aus Säulen unterteilt ihn. Der Boden ist mit wunderschönen Teppichen ausgelegt.
Riesige Leuchter erhellen ihn. Wir hatten Glück und wir durften in den Gebetssaal, der eigentlich nur für Muslime geöffnet ist.

Am Ende unserer Tour, in Tunis, verschlechterte sich das Wetter und es fing an zu stürmen und zu regnen an. Genau richtig für ein Museumstag! Auf zum Bardo-Museum! Es zählt neben dem ägyptischen Museum in Kairo zu den bedeutendsten in ganz Afrika! Und wirklich, das Bardo zeigt eine der schönsten und grössten Sammlungen römischer Mosaike. Selbst Niggi verweilte 3 Stunden im Museum! Eine Rekordzeit für ihn, wo er doch normalerweise mit einer Raketengeschwindigkeit durch ein Museum stürmt.

Ich zeige euch nur ein klitzekleinen Teil von der Ausstellung, nur damit ihr auch Lust verspürt dieses tolle Museum selber zu besuchen.
Natürlich gab es nicht nur Mosaike, sondern auch Statuen
und Masken.
Zum Abschluss: eine prächtige geschnitzte Decke aus der osmanischen Zeit.

24.12.2023, Djerba

Alleine zu reisen, hat den Vorteil, dass wir selber die Reisegeschwindigkeit bestimmen können und kurzfristig neu unsere Route festlegen können. Uns gefiel der Norden von Tunesien, die Fahrt an der algerischen Grenze Richtung Süden war spannend, schon allein durch riesige Korkeichenwälder durchzuqueren, lies uns staunen.

Korkeichenblätter

Aber es regnete jeden Tag, mehr oder weniger, und manche Täler, Strassen waren unter Wasser. Wir freuen uns natürlich für die Tunesier, aber wir könnten doch dem schönen Wetter entgegenfahren und schnell auf die Insel Djerba düsen, an den Nordrand der Sahara, um die Weihnachtstage zu verbringen, dachten wir und schon stand eine neue Route fest.

Aber trotzdem war Kultur angesagt, denn die Phönizier und die Römer hinterliessen Spuren im Hinterland und das muss man gesehen haben, oder etwa nicht.

In Bulla Regia hatten die Römer im Sommer auch zu heiss und so bauten sie ihre Villen fachmännisch unter die Erde. Tolle Bauherren!
Die Decke hält immer noch!
Gut, an manchen Stellen regnet es herein, aber das passiert einfach nach 2000 Jahren!
Natürlich sollte es auch schön sein und so durften Mosaikböden nicht fehlen.
Am Abend rief uns der Muezzin, dass wir nach Hause gehen sollten. Ja, wir waren für diesen Tag dankbar und am Abend kochte ich frische Erbsen mit Bratkartoffeln. Als Dessert gab es saftige Orangen mit süssen Datteln. Niggi hatte am Abend vorher über 1 kg Erbsen aus der Schote gelöst. Wenn ihr uns fragt, wie das Essen war, da können wir nur schwärmen, einfach ein Traum!
Der nächste Tag führte uns über Dougga
mit einem wunderschönen Amphitheater
und mit noch nicht verhökerten Statuen
und noch bewohnt
nach El Jem, mit dem grössten Amphitheater auf dem afrikanischen Kontinent.
Natürlich kamen uns Szenen aus dem Film „der Gladiator“ in den Sinn, aber dieser Film wurde nicht hier gedreht, sondern in Kulissen auf Malta.
Und weiter ging es südwärts, es wurde wärmer, trockener und bald stellten wir uns die Frage, sollen wir nach Djerba abbiegen oder geradeaus nach Tripolis fahren wie damals vor 43 Jahren? Damals wurden die Ziele nicht in unserer Schrift angegeben, sondern nur an den km-Anzeigen konnten wir erkennen, wohin die Strasse führt.
Das Angebot beim Metzger hat sich auch geändert. Es gibt junges, männliches Kamel (Dromedar). Die weiblichen Kamele braucht es für die Weiteraufzucht und für die leckere Kamelmilch. Ich freue mich schon darauf, diese zu trinken.
Was für ein tolles Bild der Luftröhre!
Der nächste Metzger hatte sogar in seinem Sortiment nicht nur Kamel, sondern auch Schaf und Kuh. Wir bleiben aber lieber Vegetarier!
Hier auf Djerba feiern wir Weihnachten. Liebe Freunde wir wünschen euch frohe Festtage!

18.12.2023, Tabarka

Wir sind in Tunesien, aber ganz nahe an der algerischen Grenze. Ein paar km und wir wären schon am Ziel unserer Reise. Aber Algerien muss noch ein wenig warten, wir sehen uns erst Tunesien an. Heute ist es grau, wirklich grau, und es regnet immer wieder. So ist ein Ruhetag angesagt und wie beschäftigen wir uns? Kaffee trinken, Blog schreiben.

Das Meer hat uns gestern schon mit stürmischen Wellen das heutige Wetter prophezeit.

Kalt war es in den letzten Tagen, so 15°. Klar, waren wir doch am nördlichsten Punkt von Afrika und es ist ja Dezember.

Weisst du noch, wann wir am südlichsten Punkt von Afrika waren, fragten wir uns. Das war doch … am 2.1,.2022, 8060 km entfernt am Cap Agulhas, in Südafrika. Da war es soooo schön warm.
Ob dieses Storchenpaar auch vom südlichen Afrika träumen und sich kurz ausruhen oder beschlossen haben, hier in Tunesien zu überwintern?

Freunde von uns sind gerade in Vietnam, senden uns schöne Fotos von ihrer Reise, haben es warm und irgendwie sehne ich mich nach Südostasien. Ein klein wenig helfen mir die Wasserbüffel am Lake Ichkeul gestern, die Gefühle zu bändigen. Aber auch sie scheinen zu frieren und haben sich ein dickes Fell zu gelegt.

Es gibt noch andere Camper, die der Kälte 🥶 entflohen sind und sich gemütlich am Strand eingerichtet haben.

Lange können wir ja nicht am Strand sein. Wir wollen das Land entdecken und euch von der Schönheit berichten, denn was soll ich sonst schreiben? So war ein Ausflug nach Sidi Bou Said angesagt. Selbst Klee, Moilliet und Macke waren von diesem Ort begeistert. Gut sie waren Frühling 1914 hier und so waren sie von Licht, Farben und Formen beeindruckt, während Europa in den 1. Weltkrieg versank.

Es ist wirklich heute immer noch ein schöner Ort, dank Baron d‘Erlanger, der hier Anfang des 20 Jh. sich niederliess und sich einsetzte, den Ort unter Denkmalschutz zu stellen, damit er nicht in einen Dorf mit Ruinen wohnen muss.

Enge Gassen,
maurischer Baustil,
verzierte blaue Fenster
und Türen,
verschnörkelte Restaurantschilder, jeder Schritt ist ein Erlebnis und lässt die Begeisterung der 3 Freunde verstehen und miterleben.

Es ist ein schönes Beispiel, dass Tourismus sich nicht immer negativ auf die Orte auswirkt.

Auch moderne Kunstwerke wie in La Marsa erfreuen Besucher und zaubern ein Lächeln hervor.

Langsam bekamen wir vor lauter fotografieren Hunger. Ein besonders leckeres Fast Food hat es Niggi angesagt, Bambalouni, ein in Zucker gewendetes Schmalzgebäck, das man sofort und fast noch heiss essen muss. Nichts für mich, aber ein klein wenig darf ich abbeissen.

Und so werden sie gebacken. Köstlich!
In kleineren Städte, wie Bizerte , gehen wir gerne einkaufen,
vor allem am Samstagvormittag , wenn alle zum Markt strömen.
Hier kann man dann alles finden, was das Herz begehrt. Truthahn für Weihnachten
oder Hähnchen für den Sonntag
oder soll es eher Kutteln sein?
Wir haben lieber Fisch. Dieses Mal war Risotto fruits de mer auf dem Einkaufszettel gestanden.
Markt

Der Regen hat ein wenig nachgelassen. Auf geht‘s zu neuen Abenteuer!

13.12.2023, Tunis

Gestern sind wir in Nordafrika gelandet. Unser 1. Ziel, Tunesien, haben wir nach fast 6 Wochen Italien erreicht. Der Abschied „Europa“ fiel uns seeeehr schwer, wurden wir auf dem italienischen Festland und auf Sizilien enorm verwöhnt, sei es kulinarisch, kulturell oder mit botanischen Kleinoden.

Es gab selbst grilliertes Fleisch, bequem auf unserem Tischgrill von Niggi perfekt zubereitet.
Vielleicht nicht in so in grossen Mengen wie hier in Palermos Strassen,
dafür musste ich mich nicht entscheiden, denn wer die Wahl hat, hat auch die Qual!
So probierten wir auch gerne aus
und vergnügten uns auf den Strassen.
Für Niggi, aber auch nur für ihn, war Sizilien ein Highlight an Süssem. Schon jahrelang schwärmt er von Canolli! Und so wurde fast jeder Tag ein Fest für ihn.
Aber selbst für ihn war dieses Marzipanherz mit Zuckerüberguss zu viel! Oder war es das Herzjesuskind, das ihn vor diesem Kauf abschreckte?
Auf alle Fälle wird am Freitag Fisch gekauft, wie es sich für gute Katholiken gehört, entweder direkt vom Fischer am frühen Morgen
oder in der Markthalle mit grösserer Auswahl und vielleicht ein wenig teurer.
Aber wo kaufen wir ein? Natürlich in meiner Strasse! 🤭
Kulturell war Sizilien wirklich spitze. Im Dom von Monreal, einer der letzten grossen Kirchen, die wir uns zu Gemüte führten, konnten wir noch kaum Atem holen vor so schönen byzantinischen Mosaiken, fast so schön wie in Ravenna.
Vom Turm des Doms gab es eine phantastische Aussicht in den Klostergarten mit seinem Säulengang.
Jede Säule war anders verarbeitet und geschmückt.
Die Gottesdienste werden heute auch noch rege besucht.
Die Darstellung der Geburt Christi durch die Aufstellung von Krippen hat mich sehr fasziniert, das gleiche Thema, aber immer wieder anders dargestellt.
In einer Kirche in Trapani werden auch lebensgrosse Figuren mit Szenen aus der Passionsgeschichte gelagert, um diese in der Karwoche durch die Strassen zu tragen.
Vom Dom in Monreal gab es auch einen atemberaubenden Ausblick auf Palermo.
Kaum waren wir in der Altstadt riefen wir aus, das kennen wir doch!
Zum Glück wird der Verkehr über Einbahnstrassen durch diese Gassen gelenkt. Nur die italienische Logik der Verkehrsführung ist mir nicht so klar, auf alle Fälle sehr kreativ! Aber zu guter Letzt kamen wir sicher auf den Stellplatz,
der mitten in den Häuserschluchten liegt.
Gleich um die Ecke gab es ein kleines, berühmtes Streetfood Restaurant mit besonderen Sandwiches, nämlich kleine Brötchen gefüllt mit Leber oder Milz.
Der Besuch in den botanischen Garten musste sein,
vor allem wegen der uralten Ficus-Bäumen.
Auch die „Orchideen“-Bäume, die eigentlich in Asien heimisch sind, haben es mir wegen der Schönheit ihrer Blüten angetan. Wäre nicht mal wieder eine Reise nach Südostasien zu planen anstatt in die Wüste zu düsen?
Schlussendlich mussten wir Palermo „tschüss“ sagen.
Im Hafen mussten wir 6 Stunden warten. Für uns nicht schlimm haben wir immer unsere Küche und unser Bett dabei.
Vollgepackt geht es für viele Tunesier heim.
Glück hatten wir auch bei der Reservierung der Fähre. Früh genug bei der Buchung bekamen wir eine der wenigen Kabinen mit eigenem Bad. Fast alle Mitreisenden schliefen irgendwo
sei es unter dem Fernseher, der Gott sei Dank nicht lief,
oder auf dem Tisch, auf der Bank oder gemütlich auf dem Boden.
Und da sind wir jetzt, La Marsa, einem nördlichen Vorort von Tunis.

7.12.2023, Trapani

Nach so einem fürstlichen Mahl in Agrigento fuhren wir weiter am Meer entlang Richtung Westen nach Selinunte, einem weiteren Highlight an griechischen Tempelanlagen. Das Wetter schlug leider über Nacht um und es regnete in Strömen am nächsten Tag. Das Wetter ist ja nie schlecht, nur die dazu gehörige Kleidung kann nicht passend sein. Aber wir haben uns nicht nur für die Wüste ausgerüstet, sondern auch für schlechtes Wetter. Also nichts wie hin!

Einfach kolossal!
Der Innenraum mit „Altar“?
Die herumliegenden Trümmer lassen jeden Archäologen jubeln. Hier kann weiter gebaut werden!
Auf dem Weg zur Akropolis, reiner Fussmarsch von 3 km hin und zurück im Regen mit böigen Wind, entdeckte ich den Gemeinen Kappen-Aron (Arisarum vulgare). Sieht hübsch aus, nicht wahr?
Auch Wildschweine lieben Ruinenfelder. Ob sie nach tausendalten im Boden versteckten Statuen graben? Eher nicht, aber in der Nacht sind sie allein und kein Tourist stört sie.

Auch wir waren wegen des schlechten Wetters an diesem Tag allein! Welch ein Entdeckergefühl! Keine Touristen mit den besten Selfie-Ambitionen und keine Tourguides, die stundenlang etwas herunterplappern, umringt von andächtig zuhörenden Touristen, die an deren Lippen hängen und genau dort ewig stehen bleiben, wo ich fotografieren möchte! Manchmal musste ich vor dem Regen in „Schärme“ gehen, in den Ruinen Schutz suchen.

Akropolis
Habe ich euch schon einmal das Wappen von Sizilien gezeigt? Es steht für Trinacria, so hiess einmal die Insel. In der Mitte ist der phönizische Gott Baal mit seinen drei Beinen, Frühling, Sommer und Winter.

Nach so vielen antiken Ruinen wollten wir auch moderne Kunst sehen. Otto und Astrid schwärmten von Gibellina, ohne sie wären wir gar nicht dorthin gefahren. Der Reiseführer erwähnte diese Stadt unter ferner liefen, so ungefähr „das wäre auch noch zu sehen“.

Eingang zu Gibellina Nueva. Dieser Ort wurde 1968 im Tal neu gegründet und aufgebaut, als ein verheerendes Erdbeben das Gibellina vecchia in den Bergen total zerstörte wurde. Unzählige Künstler verschönerten die neue Siedlung mit Skulpturen, so dass es heute ein Ort mit der höchsten moderner Kunstdichte in Italien ist.
Auch gaben sie Plätze ihren Namen, wie hier der Platz von Josph Beuys. Den Fettfleck mussten wir nicht suchen, es gab deren sehr viele!
Das neue Theater wurde leider nicht fertig gestellt und tümpeln als Bauruine vor sich hin. Oder haben wir das falsch verstanden? Wurde die Vergänglichkeit der Zeit voraus weggenommen?
Platz gab es bei der Planung zu genüge.
Alte Ruine und neue, beeindruckend!
„DNA“, mitten in der Vegetation?

Neu Gibellina wurde für 50 000 Menschen geplant, für 20 000 gebaut und heute wohnen etwas mehr als 2 000 in dem Städtchen. Es wird viel über die Nichtakzeptanz der Bevölkerung für den neuen Ort geschrieben. Meine Meinung ist, dass Neu Gibellina im Tal ohne eine Treppe aufgebaut wurde. Vollkommen ein Fehler! Kommt doch Gibellina aus dem Arabischen und heisst „kleiner Hügel“ und da braucht es Treppen zum Bergauf- und -ab zu gehen. Ausserdem gibt es keine sizilianische Dörfer oder Städtchen ohne Treppen.

Selbst Griechen, Römer waren von Treppen begeistert.
Treppen werden sogar mit Kacheln geschmückt.
Oder die Natur erobert sie zurück.
Zu den schönsten Palazzis führen ….. Treppen.

So machten wir uns auf, um Alt Gibellina zu besuchen, das heute ein riesiges Kunstwerk von Alberto Burri ist, der das zerstörte Dorf unter eine Betondecke hüllte und nur die Strassen frei liess. Wie ein ausgedörrter Boden mit Risse erscheint es vom Weiten.

Welch ein Wunder! Pilze leben vom Abfall der Zivilisation….
Pflanzen gedeihen in den sich bildenden Betonritze …
und Käfer fühlen sich schon wohl. Die Natur lässt sich nicht aufhalten!
Als letzte Tempelanlage war Segesta auf dem Programm.
mit Theater.
Aber nicht nur die Antike schuf Bauwerke! (Mir wird bei jeder Autobahnbrückenüberquerung ein wenig mulmig! Ich hoffe, dass ein Zerfall genügt hat, dass wieder Geld für Inspektionen vorhanden ist, welches nicht irgendwo, irgendwie anders investiert wird.)

Immer wieder gibt es natürlich neben Steine (Ruinen) auch Pflanzen zu entdecken .

Wilder Fenchel. Eins unserer Lieblingssalate ist Fenchelsalat (aus kultiviertem Fenchel natürlich, denn wir rupfen doch keine aus!). Hier das Rezept: klein geschnittener Fenchel mit schwarzen Oliven und Petersilie (das Auge ist mit), sizilianische Zitrone (ist nicht so sauer, wie wir sie kennen) und natürlich Bioolivenöl von der virginistischten Sorte.
Gemeine Alraune (Mandragora officinarum), galt in der Antike als „Zaubermittel“, weil ihre Wurzel, die einer menschlichen Gestalt ähneln kann.
botanische Abbildung der Form einer Wurzel
Weihnachtsbeleuchtung in Trapani!

Allen einen schönen 2. Advent!

3.12.2023, Agrigento

Auf der Überfahrt vom Festland nach Messina (Sizilien) am 24.11., vor 10 Tagen, sahen wir den Etna zum ersten Mal ohne Wolken in der Sonne glänzen. Eine Schneehaube bedeckte den Gipfel, nicht so ungewöhnlich im Winter, ist er doch fast 3 500 m hoch.

10 Tage lang kurvten wir in Kalabrien (siehe hellblaue Linie), aber nichts konnte uns mehr aufhalten, Sizilien war unsere nächste grosse Destination. (Die roten Sternchen sind jeweils unsere Übernachtungsplätze.)

Den Etna so klar zu sehen, ist schon eine Sensation. Normalerweise versteckt sich der Gipfel hinter Wolken.

Eigentlich wollten wir ein wenig auf einem Vulkan wandern, stellten uns schon vor, wie es wäre auf Lavafeldern zu klettern, aber Schnee, Regen und heftiger Wind hielt uns davon ab. Wie die Zugvögel flohen wir vor der Kälte und fuhren zurück ans Meer.

Tausende Stare sammeln sich in Sizilien, um wieweit nach Afrika überzusetzen. Wir bleiben noch ein Weilchen wie die Flamingos.

Das erste Städtchen, das wir besuchten, war Taormino. Von nun an erreichten wir jeden Tag unser Soll an 10 000 Schritte. Die Städte, Dörfer wurden an den Berghängen gebaut, um die Feinde schneller zu sehen und den kostbaren Boden im Tal für den Anbau zu nutzen. Die Gassen sind dadurch so eng, dass wir immer unser Auto auf einen Parkplatz ausserhalb der Altstadt abstellen und zu Fuss den Ort besichtigen.

Sind wir endlich oben angekommen, werden wir mit einer superAussicht belohnt.

Wie überall sind Märkte einfach phantastisch! Es ist eine wahre Pracht, das viele Gemüse, Früchte oder Fisch zu sehen. Immer wieder muss ich mich beim Einkauf zurückhalten. Unser Kühlschrank ist viel zu klein. Ausserdem muss noch Platz für die täglichen Dinge wie Bier, Weisswein, Mineralwasser für Campari Soda, Milch, Eier, Joghurt,… vorhanden sein.

Feinkostladen in einer Lagerhalle in einer stillgelegten Dosenfabrik

Eigentlich hat jeder seine Aufgaben. Niggi fährt, ich navigiere und lese den Reiseführer. Danach diskutieren wir, was wir uns ansehen wollen und wie wir weiterfahren wollen. Auch koche ich jeden Abend. Der Platz am Herd ist für 2 Personen zu eng und wir vermeiden so Streit. Aber einmal verwöhnte mich Niggi mit selbst gesammelten kalabrischen Marroni. Tagelang suchten wir vorher in den Haushaltsgeschäften nach einer Marronipfanne, bis wir fündig wurden.

16 ! UNESCO Weltkulturerbe Stätte besitzt Sizilien. Es ist ein Schmelztiegel der Geschichte. Alle waren hier und wollten hier leben und bereichern, von den Griechen zu den Römer, Araber, Normannen, Staufer, Franzosen, Spanier, … Eine römische Villa mit absolut schönsten, eindrucksvollsten Mosaikböden wurde in der Nähe von Piaza Armerina ausgegraben. Also nichts wie hin. 3 500 m2 Mosaik lassen wir uns nicht entgehen!

Jagdszene
Badende Mädchen in „Bikini“
und erotische Kussszene begeistern uns!
Aber nicht nur uns! Dieser Kopf von Poseidon aus Terrakotta wurde von Grabräubern illegal nach Amerika verkauft und im Paul Getty Museum ausgestellt. Nach langem Kampf wurde er wieder nach Sizilien gebracht, dorthin wo er gefunden worden war.
Siracusa by night. In der Zeit der Griechen gehörte Syracuse zu eine der bedeutesten Städte mit 1/2 Million Einwohner!

1693 kam es zu einem verheerenden Erdbeben in Südostsizilien. Viele mittelalterliche Städte wurden zerstört und prunkvoller im Stil des Barocks wieder aufgebaut. Wie reich mussten die katholische Kirche und die Adeligen damals gewesen sein!

250 Treppen mussten wir erklimmen

Diese wunderschönen Städte dienten oft als Kulisse für Filme.

Auch heute wurden die Bücher von Andrea Camillieri mit dem Kommissar Montalbano, der in Sizilien Verbrechen aufklärt, hier verfilmt. (Lesetipp von mir, die Bücher von Montalbano sind nicht nur Krimis, sondern beschreiben auch das sizilianische Alltagsleben.)

Heute stand wieder ein griechisches Highlight auf dem Programm: das Tal der Tempel in Agrigento.

Nach soviel Kultur mussten wir essen gehen. Wie die Sizilianer am Sonntag Mittag nach 13.00 Uhr zur Mama oder in ein Restaurant.

Reggio Calabria, 23.11.2023

Vor 43 Jahren waren wir hier in Reggio Calabria mit Freunden auf unserer 1. Afrikareise mit unseren Landrovers und besuchten wie heute die weltberühmten Krieger von Riace, die 2 500 Jahre unter Sand im Meer auf ihre Entdeckung warteten. Damals war es eine Sensation, dass diese Broncestatuen 1973 geborgen und restauriert werden konnte. Wir lasen dies in der Zeitschrift National Geographic und natürlich war es mein sehnlichster Wusch diese Weltwunder der Kunst zu besichtigen. Damals waren sie in einem kleinem Saal der Universität ausgestellt und wir konnten ohne weiteres die Statuen bewundern. Und heute? Wir betraten das riesige 4 stöckige Museo Archeologico Nazionale di Reggio Calabria, überwacht von Carabinieri und elektronischer Sicherheitsschleuse, mussten durch einen Warteraum zum Desinfizieren unserer Kleider und erst dann konnten wir „unsere Freunde“ wieder begrüssen.

Auch heute stehe ich vor diesen Kunstwerken und bin ergriffen! Zum Glück haben uns die Museumswächter erst in den obersten Stockwerk des Museums geschickt, sehr hartnäckig, denn sonst wären wir nach diesem Highlight der Griechen nicht mehr zurück in die Steinzeit gewandert. So konnten wir unsere kultur-geschichtliche Reise durch Kalabrien noch einmal in Schnellverfahren mit den schönsten und wichtigsten Funde wiederholen.

Steinzeitäxte
Verzierung von einem griechisches Theater

Reisen ist nicht nur in Erinnerungen eintauchen, sondern es muss auch auf das leibliche Wohl gesorgt werden. Einkaufen gehört sicherlich auch zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Frisches Gemüse, Früchte, gereift an den Bäumen, da muss ich mich zurückhalten sonst komme ich in einen Kaufrausch.

Was habe ich gekauft? Artischocken für Pasta mit Artischocken, scharfe Peperoni, Fenchel für Fenchelsalat, Zitronen, Oliven, Blumenkohl und Kartoffeln, Kaki, Mandarinen und Orangen. Orangen waren sehr wichtig für meinen Aperitif Scewdriver (Orangensaft mit Gin).

Niggi ist eher konservativ italienisch. Sein bevorzugter Aperitif ist immer noch Camparisoda oder Negroni.

Das wäre für ihn die richtige Grösse!, meinte er.
In italienischen Bars kann man auch Kaffee, Espresso oder Cappuccino trinken, ein alltäglicher Gang für uns.
So lernten wir auch den Barbesitzer, einen berühmten Cantantore kennen.

Eigentlich ist es schade, dass wir so gerne einkaufen gehen bzw. dass ich so gerne koche. So gehen wir viel zu selten in ein Restaurant fein essen.

Neben der vielen zu bestaunenden Kultur in Kalabrien ist die Flora immer wieder ein Ausruf „hast du das gesehen“ wert.

Riesige blühende Agaven
immer noch blühende Oleander und das im November!
uralte Olivenbäume mit knorrigen Stämme
Opuntien mit reifen Früchten

Falls ihr wissen wollt, ob ich schon seltene Vögel beobachten konnte, natürlich, aber soweit oben am Himmel, dass ich euch keine eigene Fotografie nur Bilder zeigen kann.

Schmutzgeier, das letzte Mal in Oman gesehen

Das schöne an dieser Reise ist auch die Entschleunigung der Zeit. Andauernd müssen wir ein mittelalterliches Dorf erkunden, das auf einem Hügel klebt.

durch enge Gässchen spazieren
klein Handwerksbetriebe wie hier eine Schreinerei bestaunen
oder die Abendstimmung auf der Piazza geniessen

Aber wir wären nicht in Italien, wenn wir nicht Kirchen besuchen würden.

Nicht so alte mit barocken Stil
oder hier sehr alte romanische
mit noch gut erhaltenen Fresken

Dann gibt es immer wieder Museen, die trotz Touristenpause geöffnet haben und kleine Highlights präsentieren.

griechisches Bodenmosaik
Dachverzierung

Am Tag ist es warm. Im Schnitt so um die 15°. Dass es bald Weihnachten ist, erinnert uns die Dekorationen in den Städten oder die in den Fenster ausgestellten Krippen.

Heute Abend übernachten wir vis-a-vis vom Aetna. Morgen wollen wir mit der Fähre nach Sizilien übersetzen. Dann heisst es Tschau Kalabrien.

Rossano, 17.11.2023

Wir sind in Kalabrien angekommen. Dank Reiseführer Hinweis besuchen wir als allererstes im Lao-Tal die Grotta del Romito, wo schon vor 24 000 Jahren Cro Magnon Menschen lebten. Gräber und Felsritzungen zeigen eine hohe Kultur.

Geschützt vor Wetter und wilden Tieren eignete sich dieser Felsüberhang, der auch zu einer Höhle weiterführt.
Dort fand man das Grab „Mutter und Sohn“. Der Kopf des männlichen Skeletts liegt auf der Schulter der Frau. Die Menschen waren nur 150 cm – 160 cm gross.
Steinritzzeichnung von „Bos primigenius“ (allererster Stier“), sehr detailgetreue Darstellung und das vor 12 000 Jahren!

Auf der Fahrt zur Küste nach Diamante entdeckte ich in einer der 2 000 Kurven (ohne zu schwindeln) helllila Blumen. Niggi legte eine Vollbremsung ein und ich konnte ganz schnell diese Sensation fotografieren.

Cyclamen hederifolium (Herbst-Alpenveilchen)
Die Attraktion von Diamante sind die über 330 Murales.
Seit 1981 werden immer wieder neue Wandbilder über Liebe, Emanzipation, Meer und das tägliche Leben gemalt. Interessant waren die vielen verschiedenen Stilrichtungen.
Baum oder zwei sich ansehende Gesichter

Immer wieder besuchten wir kleine mittelalterliche Dörfer, die an Hängen kleben. Jetzt im Herbst sind sie fast ausgestorben und erst in der brütenden Hitze des Sommers kommen die Eigentümer zurück und das Dorf wird belebt.

Die nächste grössere Stadt war Cosenza, die mir sehr gefallen hat. Die Neustadt hat als Attraktion eine moderne Flaniermeile als Freiluftmuseum mit vielen Skulpturen zu bieten,

Salvador Dali „hl. Georg im Kampf mit dem Drachen“
die drei Schwestern
„Testa di Cariatide“ von Amedeo Modigliani

währenddessen das „centro storico“ mit engen Gässchen und dem zum UNESCO Welterbe gehörenden Duomo aufwartet. Kein geringerer als Friedrich II. war bei der Einweihung des Doms dabei.

Duomo Santa Maria Assunta
Wir parkierten und übernachteten unten vor der Altstadt.

Nach soviel Kultur war wieder einmal Natur angesagt. Auch wenn wir unsere 10 000 Schritte mit Besichtigungen erreichten, wollten wir wieder frische Bergluft atmen. So fuhren wir zur „Oasis dei Giganti Cozzo del Pesco“, zu den Baumgiganten. Einige dieser Bäume sind schätzungsweise 750 bis 800 Jahre alt.

Und schon musste ich meine Sammelleidenschaft frönen: soviel schöne grosse Marroni, zu viele für die Wildschweine und dem Rotwild

Unser nächster Übernachtungsplatz war vor diesem Kloster aus dem11. Jh. Heute einsam im Wald, im Mittelalter eine Hochburg der byzantinischen Kunst mit Gelehrten und Kalligraphen aus Konstantinopel.

Heute besuchten wir das Museo Diocesano di Arte Sacra Rossano, um den Codex Purpureus, zu bewundern. Das ist das griechische Evangelium mit dem Matthäusevangelium, welches im 6. Jh. in Palästina geschrieben und gemalt wurde und ein Jh. später nach Kalabrien, nach Rossano gebracht wurde. Eigentlich handelt es sich um 188 feine Pergamentfolien, die das Leben Christi illustrieren. Wir konnten zwei Seiten sehen. Einfach phantastisch!