3 1/2 Tage waren wir trecken im Nationalpark auf 3000 bis 40000 m Höhe, weg von der Zivilisation, aber zum Glück hatten wir unsere Luxuskarosse dabei, so dass uns an nichts fehlte. Selbst auf das tägliche Feierabendbier mussten wir nicht verzichten. Paar Mal am Tag stieß Niggi seufzend aus, Gott sei Dank haben wir unser Auto dabei. Das startete bei dem täglichen Gang zur Toilette. Da es Hochsaison im Nationalpark ist, sehen die Plumskloos dementsprechend aus, da sich das Nationalparkmenagement sich nicht verpflichtet fühlt in den Camps für funktionierende Plumstoiletten zu sorgen. Es war so grauenhaft, dass selbst Niggi wie die vielen Touristen sich in die Büsche verschlug. Ich war um die in unserem Auto heilfroh.
Am Morgen konnten wir in der Wärme frühstücken, denn draußen war 5° kalt und wir mussten nicht wie die anderen aus den feuchten Schlafsack kriechen und sich in der Sonne aufwärmen. Am Morgen schien jeden Tag die Sonne, aber wie es in den Bergen so an sich ist, wechselte das Wetter am Mittag, Wolken umhüllten die Berge und am Nachmittag regnete es. Wir ruhten uns dann von unserer anstrengenden Wanderung aus, genossen eine Tasse heißen Tee, und Niggi seufzte wieder einmal. Am Abend kochten wir etwas feines, es gab sogar einmal Gschwellti mit Chäs oder Rösti mit Spiegelei, und dann schlüpften wir unter unsere wohlig warme Bettdecke. Das letzte was Niggi sagte, Gott sei Dank …..
Die Fauna in den Semien Mountains ist einfach fantastisch. Als erstes entdeckten wir einen Buschbock, eine Antilopenart, die sehr scheu ist.
Immer wieder stießen wir auf große Truppen von zahlreichen Dscheladas (Blutbrustpaviane), die ab 2500 m Höhe leben und sich von Gräser, Kräutern und Samen ernähren. Es war wirklich ein Erlebnis, ganz nahe an die Tiere sich heranzuschleichen, um sie zu beobachten, denn diese sind gar nicht scheu und sehr friedlich.
Am letzten Tag erklommen wir den Berg Ras Bhawit,
den 2. höchsten Berg von Äthiopien nach Ras Dashen (4554 m), der auch im südlichsten Teil im Nationalpark liegt.
Aber was konnten wir sehen, als wir keuchend langsam bergaufwärts wanderten? Den Äthiopischen Steinbock, der so bejagt wurde, dass er nur noch in den Semien Mountains vorkommt. Die Anzahl von Steinböcken konnte sich ein wenig erholen, da die natürlichen Feinde wie Leopard und Hyänen noch seltener sind.


Leider hatten wir kein Glück den Äthiopischen Wolf zu sichtigen. Diese Raubtiere, die sich von Wühlmäuse ernähren, sind so bejagt worden, dass ihre Population sehr klein ist. (Welche Wolfpopulation nicht?)
Dafür konnten wir weiß-Nacken Raben fotografieren, den einzigen Raben im südlichen Afrika
oder die Speckled Pigeon (Taube)
oder sehr scheue schwarze Vögel, die sich an den Lobelienblüten sich vergnügten.
Einfacher zu fotografieren waren die Pflanzen, wie die Giant Lobelia,
die in dieser Höhe als Schopfbäume vorkommen, wenn man bedenkt, dass sie zu den Glockenblumengewächse gehören. Sie blühen nur einmal und dann gehen sie ein.
Die Menschen schneiden im Innern Blätter ab, um sie an die Schafe zu verfüttern.
Wunderschön waren die verschiedenen Aloearten.
Riesige Erikacee zeigten uns wie niedlich unser Erikakraut ist.
Am mystischsten fanden wir die von Bartflechten voll behangenen Bäume,
ein Zeichen für hohe Luftfeuchtigkeit.

Auch andere Flechtenarten fühlen sich bei dieser feuchten, reinen Luft wohl.
Wasser gibt es zu genüge. Wasserfälle stürzen sich 500 m herab.
Aber am meisten bewunderten wir die grandiose Landschaft.
Werden wir einmal diesen Park unseren Enkelkinder zeigen können? Werden sie auch einmal die Fauna der Semien Mountains entdecken können? Wir glauben nicht sehr daran. Aufgrund der menschlichen Besiedelung, die weit in den Park hereinreicht und die Nutzung des Bodens für Agrikultur, wird der natürliche Lebensraum für Tiere und Pflanzen zerstört. Wird ein Dorf aufgehoben, so entstehen 2 neue. Die Bevölkerung explodiert!
Jetzt sind wir auf den Weg nach Gonder. Der Wagen muss geputzt werden, dann geht es nach Addis und Richtung Kenia.
Wunderbare Tier- und Naturbilder – und ein süffiger Text!
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